10.12.15
UNESCO erkennt 28 Traditionen als Immaterielles
Kulturerbe an
Hofreitschule Wien, Maltechnik aus Buenos Aires und
arabische Kaffeekultur ausgezeichnet
Das UNESCO-Komitee für Immaterielles Kulturerbe hat am 1.
und 2. Dezember in Windhoek, Namibia, 23 traditionelle Fertigkeiten
und Wissensformen neu in die "Repräsentative Liste des
immateriellen Kulturerbes der Menschheit" aufgenommen. Dazu
gehören die Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen
Hofreitschule Wien, die traditionelle Maltechnik "Filete porteño" aus
Buenos Aires und die arabische Kaffeekultur. Insgesamt umfasst
die Liste, die die Vielfalt des immateriellen Kulturerbes weltweit
abbilden soll, nun 336 Kulturformen.
In die "Liste des dringend erhaltungsbedürftigen immateriellen
Kulturerbes" wurden fünf weitere Elemente aufgenommen,
darunter der zweistimmige Männergesang "Glasoechko" aus
Mazedonien und die mündliche Erzähltradition "Koogere" aus
Uganda. Nur noch wenige Menschen praktizieren diese überlieferten
Bräuche. Die UNESCO schafft Aufmerksamkeit für die Notwendigkeit,
rasch Erhaltungsmaßnahmen zu ergreifen, und stellt auf Antrag
Fördermittel für den Erhalt dieses Erbes zur Verfügung.
Die Neueintragungen in die Repräsentative Liste des immateriellen
Kulturerbes der Menschheit:
Algerien: Sbuâ – Pilgerreise zum Mausoleum von Sidi
El Hadj Belkacem
Andorra, Frankreich, Spanien: Feuerfeste zur Sommersonnenwende
in den Pyrenäen
Argentinien: Traditionelle Maltechnik Filete porteño in
Buenos Aires
Aserbaidschan: Kupferschmiedekunst in Lahij
Äthiopien: Fichee-Chambalaalla, Neujahrsfest des Sidama-Volks
Bulgarien: Surova-Volksfest in der Region Pernik
Ecuador, Kolumbien: Traditionelle Gesänge und Tänze der Marimba-Musik
(Erweiterung einer bestehenden Eintragung)
Griechenland: Marmorbildhauerei auf Tinos
Indonesien: Drei traditionelle Tanzarten auf Bali
Kambodscha, Republik Korea, Philippinen, Vietnam: Tauzieh-Rituale und -Spiele
Kasachstan, Kirgisistan: Improvisationskunst Aitysh/Aitys
Katar, Oman, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate: Arabische Kaffeekultur
Katar, Oman, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate: Kultur- und Sozialraum
Majlis
Demokratische Volksrepublik Korea: Die Zubereitung von Kimchi
Namibia: Oshituthi shomagongo, Fest der Marula-Frucht
Oman, Vereinigte Arabische Emirate: Die traditionelle Darstellungskunst Al-Razfa
Österreich: Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule
Wien
Peru: Wititi-Tanz des Colca-Tals
Rumänien: Burschentänze
Saudi-Arabien: Alardah Alnajdiyah – Tanz, Trommeln und Poesie
Slowakei: Dudelsack-Kultur
Turkmenistan: Epische Erzählkunst Gorogly
Venezuela: Anbau und textile Verarbeitung von Curagua-Hartmais
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der Neueinschreibungen
Die Neueintragungen in die Liste des dringend erhaltungsbedürftigen
immateriellen Kulturerbes:
Kolumbien: Traditionelle Vallenato-Musik der Region Magdalena
Grande
Mazedonien: Zweistimmiger Männergesang Glasoechko
Mongolei: Kamel-Besänftigungritual
Portugal: Herstellung von Kuhglocken
Uganda: Mündliche Erzähltradition Koogere
Hintergrundinformationen zum immateriellen Kulturerbe
Zum immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen
aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen,
Naturwissen und Handwerkstechniken. Formen immateriellen Kulturerbes
sind wesentlich von menschlichem Wissen und Können getragen.
Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln
Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation
zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gestaltet. Immaterielles
Kulturerbe ist oft auch die Grundlage von materiellem Kulturerbe.
Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation
und den Erhalt von Kulturformen, die von Generation zu Generation
weitergegeben werden. 391 Bräuche, Darstellungskünste,
Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt sind derzeit
von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt, darunter
der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische
Medizin und die italienische Geigenbaukunst. Bis heute sind 163
Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen
Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.
Als erste Nominierung bei der UNESCO hat Deutschland die "Idee
und Praxis der Organisation gemeinsamer Interessen in Genossenschaften" eingebracht.
Darüber wird der Zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO im
November/Dezember 2016 entscheiden. Um eine kulturelle Ausdrucksform
für die internationalen UNESCO-Listen des immateriellen Kulturerbes
vorzuschlagen, ist die Aufnahme in ein nationales Verzeichnis – in
Deutschland in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes – Voraussetzung. |