22.10.15
Laufende archäologische Untersuchungen
im Mittleren Schlossgarten in Stuttgart
Erste Ergebnisse der Untersuchungen des
Ende Juli entdeckten Grabfundes - Übereinkunft zwischen Archäologen
des Regierungspräsidium Stuttgart und der DB Projekt Stuttgart-Ulm
GmbH über den Fortgang der Rettungsgrabungen
(rps) Im Rahmen der Begleitung der Erdarbeiten für den Neubau
des Stuttgarter Hauptbahnhofs durch Mitarbeiter des Landesamtes
für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart war
Ende Juli ein Skelettgrab angetroffen und geborgen worden, das
zunächst nur anhand der Gesamtsituation zeitlich in den Übergang
von der Jungsteinzeit in die Frühbronzezeit eingeordnet werden
konnte (wir berichteten).
Mittlerweile liegen eine Altersbestimmung sowie erste Ergebnisse
der anthropologischen Untersuchungen vor:
Nach einer Radiokohlenstoffdatierung stammt das in etwa vier Metern
unter der heutigen Oberfläche angetroffene Grab aus den Jahren
um 1560 v.Chr. und gehört damit in die Älteren Bronzezeit.
Damals hatte in Süddeutschland der neue Werkstoff Bronze den
zuvor viele Jahrtausende verwendeten Stein als Hauptmaterial für
die Herstellung von Schmuck, Werkzeugen und Waffen abgelöst.
Das Skelett ist leider nur unvollständig überliefert,
der anatomische Verband war bereits in Fundlage gestört. Die
Untersuchung der Knochenreste ist noch nicht abgeschlossen. Bis
dato hat sich ergeben, dass sie von einer etwa 17- bis 19-jährigen,
grazilen und knapp über 1,60 Meter großen Frau stammen.
Sogenannte Hockerfacetten im Bereich beider Sprunggelenke würden
zur chronologischen Einordnung passen. Hinweise auf die Todesursache
oder Anzeichen schwer wiegender Krankheiten wurden (noch) nicht
entdeckt. Der Leichnam der jungen Frau war ursprünglich wohl
in linksseitiger Hocklage und zusammen mit zwei Tierknochen, die
als Rohmaterialien für die Artefaktherstellung gedient haben
könnten, niedergelegt worden.
Weitere Knochenfunde einer benachbarten Fundstelle, die zunächst
ebenfalls als menschliche Skelette angesprochen wurden, haben sich
nach näherer Inspektion der nunmehr gewaschenen Überreste
sämtlich als Tierknochen erwiesen.
Gegenwärtig wurde im Baufeld des Hauptbahnhofs auch ein neuzeitlicher
Kanal freigelegt und dokumentiert, der in den nächsten Tagen
abgetragen wird.
Vor wenigen Tagen einigten sich Landesamt für Denkmalpflege
im Regierungspräsidium Stuttgart und die DB Projekt Stuttgart-Ulm
GmbH vertraglich auch über Zeitpläne, Umfang und Ablauf
der in den kommenden drei Jahren auf dem Gelände des künftigen
Hauptbahnhofs erforderlichen Rettungsgrabungen. Ziel ist es, die
bereits 2015 entdeckten römischen, alamannischen und renaissancezeitlichen
Denkmale auf den verschiedenen Baufeldern des Großprojektes
sachgerecht auszugraben. Dabei werden die Untersuchungen so getaktet,
dass die Bauabläufe gemäß der Planungen der Bahn
ungehindert fortschreiten können. Um darüber hinaus bei
weiteren Zufallsfunden rasch reagieren zu können wird gleichzeitig
die Überwachung der Erdarbeiten in den übrigen Arealen
fortgesetzt. |