4.12.15
Wegweisendes Hohenasperg-Buch neu erschienen
(hdgbw) Das jahrelang vergriffene Standardwerk über den Hohenasperg
als politischer Kerker ist wieder erhältlich. Das Haus der
Geschichte Baden-Württemberg hat das wegweisende Buch „Asperg – ein
deutsches Gefängnis“ des inzwischen verstorbenen Horst
Brandstätter in einer aktualisierten Neuauflage herausgebracht. „Horst
Brandstätter hat mit seinem Buch die Geschichte des Hohenaspergs
einer breiten Bevölkerung bekannt gemacht und das Thema auf
die politische Agenda gesetzt“, sagte Kunststaatssekretär
Jürgen Walter. „Gemeinsam haben wir uns lange Zeit für
die Schaffung eines Erinnerungsorts für den Kampf um und für
die Demokratie eingesetzt. Leider hat er deren Realisierung nicht
mehr erleben können“, erinnerte er bei der Buchvorstellung
am 23. November im Haus der Geschichte an den Autor.
Brandstätter sah die württembergische Festungsstrafanstalt
als Instrument jahrhundertelanger Unterdrückung. „Der
Band aus dem Jahr 1978 ist ein Pamphlet im besten Wortsinne: klar
Position beziehend, historisch und immer noch aktuell“, sagte
Museumsleiter Dr. Thomas Schnabel. Durch Farbfotos und ein lesefreundlicheres
Format wurde die Neuauflage optisch deutlich aufgewertet.
Brandstätter maß dem „schwäbischen Demokratenbuckel“ eine
weit mehr als regionale Geltung bei: „Was dem Asperg, auch über
die württembergische Geschichte hinaus, exemplarische Bedeutung
zuweist, ist die nahezu lückenlose Praxis der jeweils Herrschenden,
ihn vorzugsweise für ihre politischen Gegner zu nutzen“,
schrieb der Autor. „So läßt sich, zumindest von
den Bauernkriegen an, am Beispiel Asperg die Geschichte der Niederlagen
dokumentieren, die Freiheitsbestrebungen in der deutschen Geschichte
widerfahren sind.“ Brandstätter sah eine Kontinuität
von der Gefangennahme und Hinrichtung des Bauernkriegsführers
Jäcklein Rohrbach 1525 bis zur Misshandlung des „Remstalrebellen“ Helmut
Palmer 1963. Das Buch schildert die Umstände, die den Mächtigen
so bedrohlich erschienen, und blickt auf die Schicksale der Gescheiterten,
Gefangenen und Gequälten: Unbequeme wie der Dichter Christian
Friedrich Daniel Schubart, politisch Missliebige wie der Ökonom
Friedrich List, Revolutionäre wie der Redakteur Adolph Majer,
Widerstandspolitiker wie Eugen Bolz, Kommunisten wie Emil Bechtle.
Etliche der Namen finden sich heute im Museum in der Festung
wieder, das vom Haus der Geschichte konzipiert und eingerichtet
wurde und
das Brandstätters Titel trägt: „Hohenasperg – Ein
deutsches Gefängnis“. Er hatte sich über viele
Jahre für einen Erinnerungsort auf dem „Thränenberg“ eingesetzt.
Die Biografien von 23 – nicht ausschließlich politischen – Gefangenen
stehen nun dort im Mittelpunkt der Ausstellung. Museumskuratorin
Dr. Franziska Dunkel hat das Buch um einen Aufsatz über die
Entwicklung auf dem Hohenasperg seit dem Erscheinen der ersten
Auflage erweitert. Die Publikation ist im Museumsshop, Online und
im Buchhandel erhältlich. Horst Brandstätter: Asperg - Ein deutsches Gefängnis.
Herausgegeben vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg.
Broschur. 216 Seiten. 14,90 Euro
|