27.10.14
Main-Tauber-Kreis 25.
Tag der Heimatforschung mit rund 60 Teilnehmern
(lkmt)
„Erinnerung“ war das Tagungsthema des 25. Tages der Heimatforschung,
der am Freitagnachmittag, 10. Oktober, im Gründerzentrum in Tauberbischofsheim
stattfand. Die gemeinsame Jubiläums-Veranstaltung des Landkreises und
des Archivverbunds Main-Tauber führte rund 60 interessierte Heimatforscher
und Mitglieder von Heimatvereinen aus dem Main-Tauber-Kreis zusammen.
Sie hörten nach den Ansprachen der Leiterin des Archivverbunds
Main-Tauber, Dr. Monika Schaupp, von Landrat Reinhard Frank und
von Hauptamtsleiter Michael Karle (in Vertretung von Bürgermeister
Wolfgang Vockel) zunächst zwei Fachvorträge. Die Einführung
in das Tagungsthema und die Vorstellung der Referenten übernahm
die Organisatorin der Veranstaltung, Kreisarchivarin Claudia Wieland.
Zunächst referierte Dr. Tilmann Robbe zur Frage „Ort
oder Konzept? Erinnerungsorte als Werkzeug der Geschichtsschreibung“.
Der Historiker, der zu dieser Thematik seine Doktorarbeit geschrieben
hatte, ist heute als Geschäftsführer des Rechenzentrums
der Universität Stuttgart tätig. Mit einem akustischen
Einstieg, der Radioreportage zur Fußball-WM 1954, stellte
er den Zuhörern die Frage, ob ein Erinnerungs-Ort tatsächlich
ein realer Ort sein müsse. In seinem Referat zeigte er die
Entwicklung des Begriffs Erinnerungsort in der Geschichtswissenschaft
sowie dessen vielschichtige Bedeutung auf. Sie enthält eben
nicht allein die topografische Komponente. Dass Erinnerungsorte
im Laufe ihres Bestehens immer auch aus der jeweiligen Zeit heraus
neu interpretiert und ideologisch besetzt werden, wurde am Beispiel
des Brandenburger Tores in Berlin deutlich gemacht.
Im Anschluss berichtete Prof. Dr. Joachim Maier, emeritierter
Professor für Katholische Theologie an der Pädagogischen
Hochschule Heidelberg, aus seiner Arbeit an dem dieser Tage neu
erschienenen Freudenberger Gedenkbuch. „Geschichte und Geschichten
hinter Datenbanken: Wege der Erkenntnis beim Erforschen der Schicksale
von Opfern der NS-Gewaltherrschaft für ein Gedenkbuch“ hatte
er seinen Vortrag überschrieben. Der Werkstattbericht aus
der mehr als zehnjährigen Forschungsarbeit verwies auf die
zahlreichen Quellen, die es zum Thema in Archiven wie zum Beispiel
dem Stadtarchiv Freudenberg und mittlerweile auch in Datenbanken
im Internet gibt. Dass diese Quellen aber auch immer kritisch zu
hinterfragen und Widersprüche aufzuklären sind, legte
der Referent in seinem sachkundigen Vortrag ebenfalls dar.
Den beiden Vorträgen schlossen sich zwei thematische Führungen
durch die Stadt Tauberbischofsheim an, die von Mitgliedern der
Tauberfränkischen Heimatfreunde geleitet wurden. Johannes
Ghiraldin führte zu Stationen des jüdischen Lebens in
Tauberbischofsheim – unter anderem der ehemaligen Synagoge,
dem jüdischen Gemeindehaus, in welchem die Tauberbischofsheimer
Juden 1939/40 zwangsinterniert waren, und dem jüdischen Friedhof.
Die zweite Gruppe unter der Leitung von Manfred Hau besichtigte
das zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg errichtete Kriegerdenkmal
an der Tauberbrücke. Es wurde ursprünglich bereits für
die Gefallenen von 1870 geplant. Ebenso wurde das Württembergerdenkmal
besichtigt. Dieses erhebt sich neben dem Massengrab für die
bei den Kämpfen im Jahr 1866 hier gefallenen württembergischen
Soldaten in der Nähe des heutigen Kreiskrankenhauses.
Manfred Frank stellte allen Teilnehmern des Tags der Heimatforschung
das Limbachhaus vor. Dieses wurde von den Tauberfränkischen
Heimatfreunden unter anderem als Gedenkstätte für die
Tauberbischofsheimer Juden sowie die Kriegsereignisse 1866 eingerichtet.
Zum Abschluss der Führungen fanden sich alle wieder am Tagungsort
Gründerzentrum ein, wo der Abend mit interessanten Gesprächen
ausklang.
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