6.2.13
Arbeitsgespräch Denkmalpflege: Neue Nutzung im Kulturdenkmal – Grundlagen der Machbarkeit
Arbeitsgespräch im Mesmerhaus Meersburg
(rpt) In einem seit vielen Jahren leer stehenden ehemaligen Torkel-
und Pfründnerhaus des 17. Jahrhunderts in Meersburg, dem so
genannten Mesmerhaus, veranstaltete das Referat Denkmalpflege am
Regierungspräsidium Tübingen gemeinsam mit dem Landesamt
für Denkmalpflege Baden-Württemberg am Freitag,
dem 25. Januar, ein Arbeitsgespräch zum Thema „Neue
Nutzung im Kulturdenkmal – Grundlagen der Machbarkeit“.
Mesmerhaus
außen (Bildnachweis: Strebewerk): Das Mesmerhaus, vom Meersburger
Heiliggeistspital 1680 erbaut als Erweiterung eines Anbaus von
1615 an der mittelalterlichen Vorburgmauer. Im Erdgeschoss befindet
sich ein an dieser Stelle erbauter Torkelbaum von 1607.
Die Reihe „Arbeitsgespräch Denkmalpflege“ findet
in lockerer Folge statt. Anhand aktueller Objekte und Maßnahmen
greift die Landesdenkmalpflege konkrete Themen auf und diskutiert
sie mit Fachleuten aus ihrem Partnerfeld. Die jüngsten Arbeitsgespräche
im Regierungsbezirk Tübingen fanden in der Katholischen Kirche
St. Gallus und Ulrich in Kißlegg und im Rittersaal von
Schloss Wolfegg statt. Sie widmeten sich der Frage notwendiger
Voruntersuchungen
im Zusammenhang mit der Entwicklung nachhaltiger Instandsetzungs-
und Restaurierungskonzepte von historischen Dachkonstruktionen. Im Mesmerhaus, letzte Wohnstätte des Franz Anton Mesmer,
eines berühmten Arztes des 18. Jahrhunderts, soll das neue
Stadtmuseum Meersburg mit städtischer Galerie untergebracht
werden. Mehr als siebzig Teilnehmer erhielten Einblick in die differenzierten
Voruntersuchungen, die in eine Machbarkeitsstudie einflossen. Sie
ist Grundlage für das Gesamtkonzept, das sowohl Instandsetzung
und Restaurierung wie auch Organisation und Infrastruktur der zukünftigen
Ausstellungsräume umfasst und ab 2013 umgesetzt werden soll.
Folgende Fragen galt es im Rahmen der Machbarkeitsstudie zu behandeln:
Welche Anforderungen ergeben sich aus der vorgesehenen Nutzung
und wie kann sie mit dem Schutz des historischen Bestandes in Einklang
gebracht werden? Auf welche Weise sind Erkenntnisse über das
Kulturdenkmal zu gewinnen? Wie fließen die Ergebnisse von
Bauforschung, restauratorischer Bestandsklärung, Schadensdokumentation
und Analyse möglicher Nutzungsanforderungen in die Planung
des neuen Museums ein? Wie kann das Denkmal als Ausstellungsort
und Ausstellungsobjekt neben seiner Baugeschichte auch die denkmalgerechte
Vorgehensweise vermitteln?
Flur
im Mesmerhaus. Bild: Herbert Eninger
Nach einer Einführung in die denkmalpflegerische
Aufgabenstellung durch Martina Goerlich (Referat Denkmalpflege,
Regierungspräsidium
Tübingen) und Dr. Dörthe Jakobs (Landesamt für Denkmalpflege,
Regierungspräsidium Stuttgart) wurden die Teilnehmer in drei
Gruppen von Projektbeteiligten durch das Mesmerhaus geführt:
dem Bauforscher Tilman Riegler, dem Zimmermeister Sebastian Schmäh,
dem Restaurator Herbert Eninger und dem planenden Architekt Korkut
Demirag. Die Resonanz war durchweg positiv. Im Arbeitsgespräch
wurde deutlich, dass der Ausgangspunkt für einen denkmalgerechten
Umgang mit historischer Bausubstanz die detaillierte Kenntnis des
Bestandes sein muss. Am Beispiel des Mesmerhauses konnte gezeigt
werden, welche Bedeutung differenzierte Voruntersuchungen bei der
Entwicklung eines neuen Nutzungskonzepts für das denkmalgeschützte
Gebäude haben. Entgegen der oftmals von Bauherren angeführten
Vorurteile als zu aufwändig, zu teuer und zu zeitintensiv
kann gerade über Voruntersuchungen eine größere
Planungssicherheit hergestellt werden. Nebenbei lassen sich über
eine mit allen Fachgebieten abgestimmte Machbarkeitsstudie nicht
nur die Bauherrschaft, sondern auch mögliche Förderstellen
von der Realisierbarkeit einer neuen Nutzung im Kulturdenkmal überzeugen. |