18.4.11
80
Tonnen Keltengrab. Das neu entdeckte früh-keltische Prunkgrab
von der Heuneburg: Bergung, Funde und erste Ergebnisse
Ausstellung des Landesamts für Denkmalpflege
- Erstpräsentation
der Funde im Keltenmuseum Heuneburg in Herbertingen-Hundersingen
(Kreis Sigmaringen) bis 22. Mai 2011.
Im Keltenmuseum Heuneburg wurde jetzt eine Sonderausstellung über
die jüngsten frühkeltischen Grabfunde im Bereich der
keltischen Festung Heuneburg eröffnet. „Es ist für
uns sehr wichtig, dass die Originalfunde der interessierten Öffentlichkeit
zuerst am Fundort präsentiert werden. Das sehenswerte Heuneburgmuseum
ist dafür genau der richtige Ort“, betonten der Tübinger
Regierungspräsident Strampfer und Dr. Claus Wolf, Leiter des
Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart, dabei übereinstimmend.
Landesarchäologe
Dr. Dirk L. Krausse vom Landesamt für Denkmalpflege gab
eine fachliche Einführung in die Ausstellung. Gemeinsam
mit Diplom-Restauratorin Nicole Ebinger-Rist stellte Krausse
die bisherigen
Funde vor und erläuterte ihre Bedeutung für die Erforschung
der keltischen Geschichte und Kultur. Die Ausstellung bleibt
bis zum 22. Mai 2011 im Keltenmuseum in Herbertingen-Hundersingen
und ist dort täglich von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Neben der Erstpräsentation der bisherig geborgenen Funde,
darunter Goldschmuck von herausragender Qualität, beinhaltet
die Ausstellung Textstelen zu den aktuellen archäologischen
Neuentdeckungen an der Heuneburg sowie eine Videoinstallation.
Zahlreiche Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte haben den frühkeltischen
Fürstensitz „Heuneburg“ bei Herbertingen im
Kreis Sigmaringen aus dem 6. Jh. v. Chr. immer wieder ins Zentrum
des Interesses der internationalen Forschung gerückt. Bei
den letztjährigen Grabungen im Umfeld des frühkeltischen
Fürstensitzes „Heuneburg“ bei Herbertingen im
Kreis Sigmaringen war den Archäologen des Landesamts für
Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart jedoch der
außergewöhnliche und wissenschaftlich herausragende
Fund eines Prunkgrabes gelungen. Das Kammergrab befand sich in
der Donauebene unterhalb der Heuneburg im Zentrum eines ehemals
mächtigen Grabhügels. Die Grabkammer maß 4 mal
5 Meter und war mit reichen Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat
(Pechkohle) und Bronze ausgestattet. Neben dem Reichtum und der
kunsthandwerklichen Qualität der Beigaben ist auch die Feuchtbodenerhaltung
des Grabes ganz außergewöhnlich: Durch Grundwasser
und Staunässe sind die mächtigen Eichenhölzer
des Kammerbodens und Beigaben aus organischen Materialien, die
unter normalen Erhaltungsbedingungen im Boden spurlos vergehen,
in diesem einmaligen Fall konserviert worden. So wird sich das
Grab anhand der Holzfunde vermutlich jahrgenau datieren lassen
und damit die Kenntnisse über die Geschichte und Kultur
der Kelten wesentlich bereichern.
Ende 2010 wurde die gesamte Grabkammer mitsamt Inhalt als gigantischer
Block mit Hilfe von Schwerlastkränen gehoben, auf einen
Spezialtieflader gesetzt und in ein Speziallabor im Raum Stuttgart
transportiert. Der Block hatte eine Größe von 7,5
mal 6 Metern und wiegt rund 80 Tonnen. Blockbergungen sind in
der Archäologie nichts ungewöhnliches, bei dieser Aktion
handelte es sich aber bislang um die größte in Deutschland.
In dem Labor legen Restauratoren und Archäologen des Landesamtes
für Denkmalpflege nun in mühevoller Detailarbeit die
Grabkammer Schicht für Schicht frei. Dabei gehen sie immer
noch der Frage nach, ob das Grab tatsächlich unberaubt oder
möglicherweise doch teilweise beraubt ist. Die unter Laborbedingungen
laufenden Arbeiten zeigen jedoch immer mehr, dass eine „natürliche
Störung“ innerhalb der Grabkammer vorliegt, die durch
eindringendes Wasser verursacht wurde.
Zudem haben die Fachleute die jetzt eröffnete Sonderausstellung
rund um das Grab, seine Bergung und die bisherigen Funde konzipiert,
um der interessierten Öffentlichkeit die Bedeutung der Heuneburg
als frühkeltischer Fürstensitz zeitnah näherzubringen.
Die Besonderheit der Ausstellung liegt darin, dass die bisher
geborgenen Funde schon zu so einem frühen Zeitpunkt am eigentlichen
Fundort präsentiert werden, obwohl bisher nur rund 20 Prozent
des Grabes ausgegraben wurden. Wesentliches Ziel ist es, die
interessierte Öffentlichkeit schon während der noch
laufenden Arbeiten über den Fortgang der Grabungstätigkeiten
im Labor zu informieren.
Unter www.keltenblock.de sind
weitere - immer wieder aktualisierte - Informationen rund um
das Grab, seine Bergung und Auswertung
online zugänglich. Allgemeine Informationen zur Denkmalpflege
finden sich unter www.denkmalpflege-bw.de.
Informationen zum Keltenmuseum sowie eine Anfahrtsskizze finden
Sie unter http://www.heuneburg.de/besucherinfos/ oder
hier auf Landeskunde
online. |