22.2.11
Karneval, Fasnacht, Fasching oder was?
Karrneval, Fasching, Fasnacht, Fastnacht, Fasnet - die Begriffe
sind so vielfältig wie die Narretei im Land. Allerdings gehen
im Zeitalter des Fernsehens und der Massenkultur diese Begriffe
doch hin und wieder ziemlich durcheinander. So wurde vor einigen
Jahren in Heidelberg ein Werbeplakat für eine "Faschingskirmes"
gesehen. Früher hätte der Berichterstatter gesagt, schlimmer
gehts nimmer, aber da will er sich im Jahr 2011 nicht mehr festlegen.
Karneval ist nach wie vor der Begriff für die "fünfte Jahreszeit"
in den Städten der rheinischen Feierkultur, dominiert von närrischen
Saalschlachten und Rosenmontagsumzügen. Die Frage, ob "Helau"
oder "Alaaf", mag von ähnlicher Bedeutung sein wie einstmals
die Frage, ob Eier am oberen oder am unteren Ende aufgeschlagen
werden.
Diese rheinische Karneval strahlt in andere Gegenden am Rhein
und Unteren Neckar aus, wird dort allerdings mit einem eher süddeutschen
Begriff belegt, mit dessen hochsprachlicher Form sich viele schwertun.
Fasnacht klingt irgendwie unvollständig, also schiebt man ein
t dazwischen und sagt Fastnacht. Ein sprachliches Wohlgefühl
stellt sich allerdings da noch nicht ein, also greift man doch
lieber zum Karneval.
Der Begriff selbst kommt aus dem romanischen, wo "carne levare"
den fastenzeitlichen Abschied von der Fleischspeise bedeutet.
So ging das Wort in alle romanischen Sprachen ein.
Über die Herkunft des Begriffs "Fas(t)nacht" kann
auch der ansonsten ausführliche Wikipedia-Artikel keine
letztgültige Auskunft geben, vor allem, warum statt des
andernorts üblichen "Fastenabends" als Vortag der Fastenzeit
in Süddeutschland eine "Fas(t)nacht" gebräuchlich wurde. Die
Herleitung
des Begriffs von der Fastenzeit ist aber durchaus schlüssig.
Das auslautende t der Vorsilbe Fast- verschwand allerdings in
der Umgangssprache, übrig blieb die Fasnacht, die Fasnet und
am Rhein und Unteren Neckar die Fassenacht. Im Alemannischen
wird durch Umstellung der Lautung aus der Fasnet die Fasent.
Kann die Schwäbisch-alemannische Fasnet mit ihrem Mummenschanz
noch als eine Verbindung von Heidentum, Narretei und herzhaftem
Frohsinn gelten, gibts bei dem Mummenschanz der Basler Fasnacht
nichts zu lachen. Die ist nach alter Tradition auch eine Woche
später, wenn am Mittelrhein die gewaschenen Geldbeutel schon
wieder trocken sind.
Aus anderer Sprachwurzel kommt der Fasching, der Fasten(aus)schank,
der letzte Trunk vor der strengen Fastenzeit. Dieser Begriff
ist ursprünglich ausschließlich in Franken, Bayern und Österreich
üblich, wo diese Tage auch mit einem ganz anderen Charakter "gefeiert"
wurden. In der Verzweiflung, keinen allgemeingültigen hochdeutschen
Begriff zu haben, griff man auch andernorts darauf zurück, um
der Karnevalszeit einen hochdeutsch scheinenden Namen zu geben.
Lassen wir also dem Mummenschanz seine jeweils eigenen Namen
und versuchen wir nicht, hochdeutsch zu werden, wo hochdeutsche
Begriffe nicht passen oder nur gestelzt klingen. |