28.6.11
Fagus-Werk in Alfeld (Niedersachsen) ist Weltkulturerbe
Das UNESCO-Welterbekomitee hat auf seiner 35. Tagung in Paris
Ende vergangener Woche das Fagus-Werk in die Liste des Kultur-
und Naturerbes der Welt aufgenommen. Die Fabrikanlage im niedersächsischen
Alfeld gilt als Ursprungswerk der modernen Industriearchitektur.
Das Gebäude der Fagus GmbH war der erste große Bau
des jungen Walter Gropius und späteren Stararchitekten des
Bauhauses.
Im Jahr 1911 beauftragte der Industrielle Carl Benscheidt den
damals noch nicht einmal 30-jährigen Architekten Walter
Gropius und seinen Mitarbeiter Adolf Meyer mit dem Bau seiner
neuen Schuhleisten-Fabrik in Alfeld. Benscheidt bewies durch
sein Vertrauen in Gropius’ moderne Auffassung von Architektur
ein gutes Gespür, denn die Fabrik stellt rückblickend
das Manifest der "Neuen Sachlichkeit" dar.
Mit der Konstruktion aus Glas und Stahl und den stützenlosen,
vollständig verglasten Ecken, die zum Markenzeichen des
Neuen Bauens wurden, verlieh Gropius dem dreistöckigen Fassadengebäude
seine schwerelose Eleganz, die damals für Fabriken außergewöhnlich
war. Das Fagus-Werk veranschaulicht die revolutionierenden Ideen
von Gropius. Er prägte mit seinem Erstlingswerk eine neue
Stilrichtung und ebnete damit der Architektur der Moderne den
Weg.
Der funktionalistische Industriekomplex wurde in drei Bauabschnitten
von 1911 bis 1925 errichtet, eine letzte Erweiterung wurde 1938
von Peter Neufert ausgeführt. Die Architektur der einzelnen
Gebäude passt sich deren Funktion an. So ist das Lagerhaus
ein solider Steinbau, während die Werkstatt durch große
Glasfronten eine helle und somit zum Arbeiten optimale Umgebung
schafft. Gropius' Architektur mit stützfreien Ecken, die
nur mit Glas verhängt sind, markieren den Beginn der modernen
Skelettbauweise.
Aufgrund industrieller Innovationen und neuer Technologien wurden
die insgesamt zehn Fabrikkomponenten im Laufe der letzten 100
Jahre teilweise renoviert und umgenutzt. Da das Gelände
schon seit 1946 ein eingetragenes Baudenkmal ist, wurden die
Umbauten nach Gropius' stilistischen Vorgaben und mit entsprechenden
Materialien ausgeführt.
Der Name der Fabrik leitet sich aus dem lateinischen Wort "Fagus" für
Buche bzw. Buchenholz ab. Aus diesem Material wurden – bis
zum Umstieg auf Kunststoffe in den 1970er Jahren – die
Schuhleisten hergestellt. Auch im Jahr des 100. Jubiläums
werden im Fagus-Werk heute noch Schuhleisten produziert.
Weitere Informationen:
Fagus-Werk in Alfeld: www.fagus-gropius.com |