28.6.11
Alte Buchenwälder in Deutschland sind Weltnaturerbe
Das UNESCO-Welterbekomitee hat Ende der vergangenen Woche fünf
Buchenwaldgebiete in Deutschland in die Liste des Welterbes aufgenommen.
Damit
wird das grenzüberschreitende Weltnaturerbe Buchenwälder,
zu dem auch Gebiete in der Slowakei und der Ukraine zählen,
um einen deutschen Teil erweitert. Die Welterbestätte heißt
jetzt "Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder
in Deutschland".
Fünf deutsche Buchenwaldgebiete wurden in die Liste des
Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen: der Grumsiner Forst
in Brandenburg, der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen,
der Nationalpark Jasmund und der Müritz-Nationalpark in
Mecklenburg-Vorpommern sowie der Nationalpark Hainich in Thüringen.
Sie repräsentieren die wertvollsten verbliebenen Reste großflächiger
naturnaher Buchenbestände in Deutschland.
Das Komitee befürwortete die Aufnahme der deutschen Buchenwaldgebiete
als serielle Erweiterung der 2007 in die Welterbeliste aufgenommenen
Buchenurwälder in den Karpaten. Dazu zählen zehn Gebiete
in der Slowakei und der Ukraine, die in montanen und subalpinen
Höhnenlagen von bis zu 1.940 Metern liegen. Reste naturnaher
Tiefland-Buchenwälder gibt es weltweit nur noch in Deutschland.
Der Nationalpark Jasmund auf der Ostseeinsel Rügen liegt
etwa 100 Meter über dem Meeresspiegel, der Kellerwald auf
bis zu 626 Metern.
Mit der Erweiterung um die Buchenwälder in Deutschland
repräsentieren die als Weltnaturerbe geschützten Gebiete
die unterschiedlichen Formen und Standorte und die biogeografische
Geschichte der Buchenwälder in den gemäßigten
Zonen der Nordhalbkugel. Das Erscheinungsbild Europas ist von
Natur aus durch seine Buchenwälder geprägt. Vor 6500
Jahren bedeckten Buchenwälder 40 Prozent des europäischen
Gebiets.
Die Buchenurwälder in den Karpaten sind die letzten Überreste
der ursprünglichen Bewaldung. Die deutschen Buchenwälder
sind wesentlich jünger, nur wenige Teilabschnitte sind von
menschlichem Einfluss weitgehend verschont geblieben. Der Wald
im Nationalpark Hainich war über 40 Jahre militärisches
Sperrgebiet und wurde kaum betreten, der Grumsiner Forst war
Staatsjagdgebiet der DDR und wurde ebenfalls kaum angetastet.
Die fünf für die Welterbeliste ausgewählten deutschen
Buchenwaldgebiete beherbergen eine große Artenvielfalt.
Buchenwälder mit einem hohem Anteil an alten Bäumen,
stehendem sowie liegendem Totholz und natürlichen Höhlen
bieten einen idealen Lebensraum für Höhlenbrüter,
Fledermäuse und viele andere Lebewesen, die hier Brutraum
und Unterschlupf finden. Ein wesentlicher Teil der Artenvielfalt
kommt erst in den Altersphasen des Buchenwaldes zur ganzen Entfaltung.
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt bis zum 29. Juni in Paris. Das
Komitee, dem Experten aus 21 Ländern angehören, prüft
auf seiner jährlichen Tagung, welche von den Mitgliedstaaten
vorgeschlagenen Stätten neu in die Liste des Kultur- und
Naturerbes der Welt aufgenommen werden. Voraussetzung dafür
ist, dass die Stätten die Kriterien der Welterbekonvention
erfüllen. Wesentliche Kriterien sind der "außergewöhnliche
universelle Wert", die "Authentizität" eines
Kulturdenkmals und die "Integrität" einer Naturerbestätte.
Außerdem muss ein überzeugender Managementplan die
zukünftige Erhaltung sicherstellen. In diesem Jahr liegen
dem Komitee insgesamt 37 Nominierungsanträge vor. |