20.1.11
"Blaues Jahr" in Bayerns Königsschlössern
Vor 125 Jahren starb König Ludwig II.
(bsv) Bayern ist reich an Kulturschätzen aus allen Epochen.
Aber seine weltweit wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten
Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee verdankt der Freistaat
jenem König, der vor 125 Jahren ein mysteriöses Ende
fand: Ludwig II.
Die Bayerische Schlösserverwaltung, die heute seine märchenhaften
Bauwerke betreut, ist in Erinnerung an den kunstsinnigen König
einer der Partner des "Blauen Jahres". Im "Blauen
Jahr" 2011 erinnern die Schlösserverwaltung, die Stadt
München und verschiedene Museen in Oberbayern gemeinsam
sowohl an den 125. Todestag Ludwigs II. als auch an die Gründung
der Künstlergruppe "Blauer Reiter" vor 100 Jahren.
Dunkelblau war die Lieblingsfarbe des rätselhaften Monarchen.
Sie findet sich immer wieder in den prachtvollen Interieurs seiner
Schlossschöpfungen, vor allem in den Schlafzimmern. Ein
dunkles Blau erinnert auch an die Nacht, die bevorzugte Zeit
des Königs. Seit etwa 1875 lebte Ludwig nachts und schlief
tagsüber. "Mondkönig" nannte mancher ihn
daher – im Kontrast zu dem von ihm grenzenlos verehrten "Sonnenkönig" Ludwig
XIV. von Frankreich, dem er in Schloss Herrenchiemsee, dem "bayerischen
Versailles", huldigte.
Die Rohbauräume im Nordflügel dieses Schlosses, die
seit Ludwigs Tod unvollendet und unzugänglich blieben, sind
in diesem Jahr Schauplatz der Bayerischen Landesausstellung "Götterdämmerung – König
Ludwig II. und seine Zeit". Diese Räume werden für
die Ausstellung, die das Haus der Bayerischen Geschichte und
die Bayerische Schlösserverwaltung in Zusammenarbeit dem
Landkreis Rosenheim veranstalten, mit großem Aufwand vorbereitet
und erstmals für das Publikum geöffnet.
Anlässlich der Landesausstellung, die vom 14.5. bis 16.10.2011
auf Herrenchiemsee stattfindet, restauriert die Schlösserverwaltung
außerdem das Paradeschlafzimmer im Neuen Schloss. Dieses
unbeschreiblich prunkvoll ausgestattete Gemach, mit dem Ludwig
II. ein Denkmal für Ludwig XIV. und das absolutistische
Königtum setzen wollte, ist wohl der teuerste Raum, der
im 19. Jahrhundert geschaffen wurde.
Als besonderer Beitrag zum Blauen Jahr wird das sogenannte Königshäuschen
in Linderhof erstmals der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. Hier ist die Sonderausstellung "Vom Lynder-Hof
zum Schloss" zu sehen (10.6. bis 16.10.2011). Sie beleuchtet
die Vorgeschichte der Hofstelle "Lynder-Hof", die Nutzung
des Königshäuschens durch Mitglieder der Familie Wittelsbach
von König Maximilian II. bis zum Prinzregenten Luitpold
sowie seine Bedeutung als königliches Planungsbüro
während der Bautätigkeit König Ludwigs II.
Die Ausstellung "Denk Mal! – seit 1886 Tourismus
in Linderhof" im historischen Palmenhaus auf dem Schlossgelände
spannt einen großen Bogen: Von den ersten Gästen,
die sich während ihrer Sommerfrische auf den beschwerlichen
Weg nach Linderhof machten, über die Öffnung des Schlosses
unmittelbar nach dem Tode Ludwigs II. bis hin zum heutigen Massentourismus
mit seinen Folgen (10.6. bis 11.09.2011).
Das "Blaue Jahr" spielt auch in München: Im Marstallmuseum
in Schloss Nymphenburg wird zu Ostern 2011 der Ludwig II.-Raum
unter dem Schwanenturm wiedereröffnet, in dem kostbare Exponate
aus der Zeit Ludwigs II. präsentiert werden. Zum Beispiel
das lebensgroße Ölgemälde, das den König
als Großmeister des St.-Georgs-Ritterordens zeigt, ein
wertvolles Präparat seines Leibreitpferdes "Cosa Rara" sowie
einer seiner beiden "Nymphenschlitten", mit denen Ludwig
II. bei nächtlichen Fahrten unter seinen Zeitgenossen Aufsehen
und Bewunderung erregte.
Mitte April 2011 wird in Schloss Nymphenburg das Appartement
der Königin, das auch das Geburtszimmer Ludwigs II. umfasst,
neu eröffnet. Die Räume werden derzeit im Hinblick
auf eine größere historische Authentizität einer
musealen Neuordnung mit zahlreichen Restaurierungsmaßnahmen
unterzogen.
In der Münchner Residenz ermöglicht die Ausstellung "Arkadien
unter Glas: Die königlichen Wintergärten in der Münchner
Residenz" (im St.-Georgs-Rittersaal) einen Einblick in den
verschwundenen Wintergarten Ludwigs II. auf dem Dach des Kaisersaaltraktes
am Hofgarten. In dieses grüne Paradies mit exotischer Pflanzen-
und Tierwelt, einem See, einem maurischen Kiosk, einer indischen
Fischerhütte und einer künstlichen Grotte zog sich
der König gerne zurück. München mied er in späteren
Jahren ohnehin aber lieber.
Eng verknüpft mit Ludwig II. ist auch die Roseninsel im
Starnberger See. Er setzte zwar den Schlossbau seines Vaters
im Feldafinger Park nach dessen plötzlichem Tod 1864 nicht
fort, aber das kleine "Casino" auf der Insel wurde
zu einem seiner Lieblingsaufenthalte. Hier empfing Ludwig ausgewählte
Gäste wie Zarin Maria Alexandrowna, Richard Wagner und Kaiserin
Elisabeth von Österreich.
Nachdem ihn eine Kommission mitten in der Nacht in Schloss Neuschwanstein
mit der Nachricht von seiner Absetzung überrascht und mitgenommen
hatte, starb Ludwig II. am 13. Juni 1886 unter geheimnisumwitterten
Umständen im Starnberger See. An dieses tragische Ende vor
125 Jahren erinnert nun das Blaue Jahr. |