23.12.10
Kiesbank am südlichen Oberrhein vom ersten Winterhochwasser
umgelagert
Ganz im Sinne des Interreg-Projekts
(rpf) Vor vier Wochen wurden die Bauarbeiten
zur Schüttung einer
künstlichen Kiesbank bei Kleinkems in das Bett des Restrheins
abgeschlossen. Rund 25.000 Kubikmeter Kies, mehr als 1.000 Ladungen,
haben schwere Lastwagen als 620 m lange, 11,5 m breite und einen
Meter über Mittelwasser hohe Kiesbank parallel zum deutschen
Rheinufer aufgeschüttet. Da es dem Rhein an natürlichem
Geschiebematerial fehlt, soll das künstlich zugegebene Material
zur ökologischen Aufwertung des Restrheins beitragen, und
man erhofft sich neue Erkenntnisse zu den Strömungsverhältnissen,
die das Flussbett des Restrheins verändern und gestalten.
Wer jetzt vor Ort ist wird allerdings feststellen: Von dieser
Kiesbank ist nur wenige Woche nach Beendigung der Arbeiten nicht
mehr viel zu sehen.
„Das erste Winterhochwasser von vergangener Woche hat
mit Abflüssen, die kurzzeitig über 1.000 Kubikmeter
pro Sekunde lagen, ganze Arbeit geleistet: Nur noch ein rd. 240
m langes Stück ist wahrzunehmen – der Fluss hat überraschend
schnell und mit gewaltiger Kraft große Teile des Kieses
umverlagert“, so Regina Ostermann vom Freiburger Regierungspräsidium,
die das Projekt mit französischen Kollegen koordiniert.
Jetzt sind die Wissenschaftler gefragt, denn die Nachsuche der
markierten Steine kann beginnen. Um den Weg des Kieses flussabwärts
zu verfolgen, will man einen möglichst großen Teil
der 1.500 mit magnetischen Transpondern markierten Kieselsteine
wiederfinden. Bei der Schüttung der Kiesbank hat man – wie
auch beispielsweise beim Einmessen von Grenzpunkten in der moderne
Landvermessung – die Lage von Kieselsteinen satellitengestützt
kartiert. Das Suchen der vom Wasser weggespülten Kiesel
wird jedoch mühsamer: Vom Boot aus wird man im Wasser mit
einem Suchgerät den Boden des Altrheins nach magnetischen
Kieseln „abfischen“, ihre Position mit Stangen markieren
und dann ebenfalls wieder kartieren. Aus den Ergebnissen verspricht
man sich Erkenntnisse, z. B. wie und ob das Geschiebe die Deckschicht
der Gewässersohle beeinflusst, welche Korngrößen
sich bei welchen Rheinabflüssen in Bewegung setzen, wohin
und wie weit das Geschiebe verlagert wird, ob Auswirkungen auf
stromab liegende technische Bauwerke zu erwarten sind und wie
sich die Geschiebezugabe ökologisch auswirkt – kurz:
Echte wissenschaftliche, deutsch-französische Basisforschung
mit dem Restrhein als Freilandlaboratorium.
Die Forschungspartner haben die Nachricht ihrer Kollegin Regina
Ostermann über die unerwartete „Mobilität“ der
Rheinkiesel mit Freude aufgenommen.
Hervé Piégay von der Universität in Lyon meinte
spontan. „Der Weihnachtsmann hat es mit uns gut gemeint.
Das befürchtete Problem, dass die Kiesbank durch natürlichen
Bewuchs und die Klammerwirkung der Wurzeln fixiert wird, bleibt
uns erspart, die Natur hat uns früh geholfen.“ |