15.9.09
Archäologische Denkmalpflege - Ausgrabungen
in Unterbalbach bei Lauda-Königshofen, Main-Tauber-Kreis
Herausragende Funde aus vor- und frühgeschichtlichen
Perioden bis hin zum frühen Mittelalter
Minister Prof. Dr. Wolfgang Reinhart präsentierte gestern
gemeinsam mit den Archäologen des Regierungspräsidiums
Stuttgart die herausragenden Ergebnisse der archäologischen
Ausgrabungen der Denkmalpflege des Regierungspräsidiums
Stuttgart im zukünftigen Wohnbaugebiet Mühlbach-Heißgrat
in Unterbalbach, Stadtteil von Lauda-Königshofen. Neben
Siedlungen mehrerer vor- und frühgeschichtlicher Perioden,
insbesondere der ausgehenden Bronzezeit (Urnenfelderkultur),
liegen hier gleich mehrere Bestattungsplätze der genannten
sowie nachfolgender Zeitepochen wie der Kelten und Germanen sowie
der Völkerwanderung und des frühen Mittelalters vor.
Zu den herausragenden Funden zählen Keramikgefäße
der Jungsteinzeit, ein spätkeltisches Schwert, römische
Importkeramik sowie ein Goldanhänger aus dem 7. Jahrhundert.
Die herausragende Bedeutung der Ausgrabung liegt vor allem an
der sich über fast drei Jahrtausende erstreckende Kontinuität,
Vielfalt und Reichhaltigkeit der Befunde, außerdem wirft
sie ein neues Licht auf die Besiedelung des Taubertals in frühgeschichtlicher
Zeit.
Nachdem bei Unterbalbach schon früher durch eine Luftbildaufnahme
archäologische Befunde entdeckt worden waren, wurde aufgrund
der vorgesehenen Erschließung des Baugebiets Mühlbach-Heißgrat
eine archäologische Grabung erforderlich. Bereits bei der
ersten Sondierungsgrabung wurde ein bronzezeitlicher Grabhügel
aufgedeckt. Des Weiteren kamen Gräber des frühen Mittelalters
aus der Zeit von 300 - 700 n. Ch. zum Vorschein. Es folgten frühgeschichtliche
Gräber aus den Epochen der Schnurkeramik 2800 - 2300 v.
Ch., der keltischen Zeit von 800 - 100 v. Ch. und als archäologisches
Highlight ein germanisches Brandgräberfeld aus der Zeit
von 100 v. Ch. - 300 n. Ch. Neben den verschiedenen Gräbern
konnte auch eine keltische Hofstelle untersucht werden. Hervorzuheben
sind die auch im Taubertal seltenen Befunde der Bronzezeit, vor
allem aber die frühgermanischen Funde der sogenannten Großromstedter
Gruppe, die nach einem Fundort bei Jena benannt ist. Gerade sie
geben Aufschluss über das Zusammenleben der Neuzuwanderer
mit den letzten Kelten. Erstmals im Taubertal gelingt es hier
einen Brandgräberfriedhof dieser Epoche in größerem
Umfang mit modernsten Methoden zu erforschen. Der frühmittelalterliche
Bestattungsplatz der Zeit um 700 n.Chr. ist schließlich
der älteste Beleg des heutigen Unterbalbach und seiner für
damalige Verhältnisse wohlhabenden Bewohner.
Schon am Vortag, am Sonntag, den 13. September 2009, dem Tag
des offenen Denkmals, hatte Grabungsleiter Matthias Weber und
sein Team die Grabungsstelle von 10.00 bis 17.00 Uhr der interessierten Öffentlichkeit
präsentiert, stündlich Führungen angeboten und
Fragen beantwortet. Über 400 Besucher nutzten diese Gelegenheit.
Fachlich betreut werden die Ausgrabungen durch Konservator Dr.
Andreas Thiel von der Archäologischen Denkmalpflege beim
Regierungspräsidium Stuttgart. Das untersuchte Areal hat
eine Fläche von rund 25.000 Quadratmetern. Die Funde aus
der Ausgrabung werden nach Esslingen verbracht und in den Werkstätten
des Landesamts für Denkmalpflege restauriert.
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