28.2.09
Von Keltern bis Heimsheim für die Natur aktiv
Landschaftspflegearbeiten im Enzkreis im Auftrag
des Regierungspräsidiums
Karlsruhe und von Partnern vor Ort
(rpk) Auch im Jahr 2008 führte das Regierungspräsidium
Karlsruhe, Referat für Naturschutz und Landschaftspflege,
im Enzkreis wieder zahlreiche Landschaftspflegemaßnahmen
in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Landwirten, Vereinen
und Pflegeunternehmern durch. Von den Maßnahmen profitieren
nicht nur seltene Tier- und Pflanzenarten, sondern zahlreiche
Lebensgemeinschaften
insgesamt und auch das Landschaftsbild.
Die Naturausstattung im Enzkreis reicht von sehr feuchten Standorten
in den Enzauen und den Flusstälern der Würm und Nagold
bis zu den extrem trockenen Steilflächen im Bereich der
Enzschlingen, sie bieten für schützenswerte Tier- und
Pflanzenarten vielfältige Lebensräume.
Aufgabe des Regierungspräsidiums Karlsruhe ist es, diese
wertvollen Lebensräume in Schutzgebieten zu erhalten, zu
entwickeln und somit einen Beitrag zum Erhalt der biologischen
Vielfalt im Land zu leisten.
In den Naturschutzgebieten „Betzenbuckel“ zwischen
Friolzheim und Heimsheim und „Büchelberg “ bei
Neuhausen sind seit Jahren Schafe als vierbeinige Landschaftspfleger
unterwegs. Neuerdings begleiten Ziegen die Schafherden, diese
fressen auch gehölzreiche Pflanzen.
Im Naturschutzgebiet „Tiefenbronner Seewiesen“, welches
unmittelbar an den „Betzenbuckel“ anschließt
konnten größere Verbuschungen zurückgedrängt
werden, um zusammenhängende Beweidungsflächen zu schaffen.
Seltene Pflanzen und Vogelarten wie der Baumpieper besiedeln
wieder diesen Lebensraum.
Im Naturschutzgebiet „Ellmendinger Roggenschleh“ in
Keltern konnte im Bereich des Schutzgebietes der Arnbach renaturiert
werden. Durch die Entnahme von Betonschwellen wurde die weitere
Bodenerosion gestoppt, und durch den Einbau von „Rauen
Rampen“ - dies sind grobe Steinschüttungen - eine
Belebung des Wassers erreicht. Im Naturschutzgebiet „Erlen-,
Metten- und Gründelbachniederung“ werden in der Aue
des Gründelbaches durch eine differenzierte Mahd Hochstaudenfluren,
Großseggenriede und Feuchtwiesen erhalten. In den vormals
brach gefallenen Flächen würden sich sonst Späte
und Kanadische Goldrute sowie Landreitgras immer mehr auf Kosten
vielfältiger Lebensgemeinschaften ausbreiten.
Im Teilgebiet „Ob Corres“ wurden Großseggenbereiche
gemäht und Weidengehölze entnommen, um die dort vorkommende
seltene Kriech-Weide zu fördern. Im Bereich der „Henkersklinge“ wurden
die Seggenbestände gepflegt, um die Laichtümpel sind
weitere Gehölzmaßnahmen geplant, damit die beiden
Amphibienarten Laubfrosch und Springfrosch genügend Licht
und die notwendige Wärme für die Entwicklung ihrer
Nachkommen erhalten.
In den Naturschutzgebieten „Roßweiher“ und „Füllmenbacher
Hofberg“ mit dem Hofbergsee wurden die Teiche im letzten
Sommer gesömmert, das heißt es wurden nach altem,
historischem Brauch der Maulbronner Mönche, die Teiche abgelassen,
damals um an die geschätzten Fische zu gelangen, heute um
den Samen seltener Pflanzenarten in den Schlammbänken wieder
zur Keimung und Samenreife zu verhelfen. Teilweise wurden die
Teiche auch ausgebaggert und entschlammt.
Im Naturschutzgebiet „Schützinger Spiegel“ wurden
mehrere zerfallene Trockenmauern wieder restauriert und die sich
ausbreitende Gehölzsukzession zurückgedrängt,
um den dort vorkommenden Reptilien, wie der seltenen Mauereidechse
wieder Lebensraum zu schaffen.
Insgesamt konnten im Enzkreis und Stadtkreis Pforzheim zahlreiche
Naturschutzprojekte erfolgreich durchgeführt werden. Der
Pflegetrupp des Regierungspräsidiums, bestehend aus dem
Pflegetruppleiter und vier Zivildienstleistenden, leistete einen
großen Beitrag bei der Umsetzung der Maßnahmen am
Diefenbacher Mettenberg und im Naturschutzgebiet „Beim
Steiner Mittelberg“.
Doch nicht nur in Schutzgebieten ist das Naturschutzreferat
aktiv. Im Rahmen des Artenschutzprogramms (ASP) des Landes Baden-Württemberg
werden auch außerhalb von Schutzgebieten Maßnahmen
zum Erhalt wertvoller Arten ergriffen. Dabei handelt es sich
um eine Art „Feuerwehrprogramm“, mit dem das landesweite Überleben
der am stärksten bedrohten Arten gesichert werden soll.
Nahe angrenzend an das Naturschutzgebiet „Silberberg“ bei
Tiefenbronn/Mühlhausen werden beispielsweise Biotope für
eine seltene Heuschreckenart, den Warzenbeißer, gepflegt,
der in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht ist.
Neben den vom Naturschutzreferat direkt durchgeführten
Landschaftspflegemaßnahmen unterstützt das Regierungspräsidium
im Rahmen des Kreispflegeprogramms auch Landschaftspflegearbeiten
der Vereine und Gemeinden im Landkreis und im Stadtkreis Pforzheim.
Die Gemeinden und die Vereine erhalten auf Antrag 50 bis 70
Prozent der Kosten für die Pflegemaßnahmen als Zuschuss.
Die Anträge können bei der Unteren Naturschutzbehörde
(UNB) des Landratsamtes Enzkreis und beim Amt für Umwelt
(AfU) der Stadt Pforzheim gestellt werden. Nachdem die UNB die
Förderfähigkeit in enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium
geprüft hat, werden die Pflegeprojekte ausgewählt.
So sichert beispielsweise die Stadt Pforzheim seit mehreren Jahren
die großen Abbauschächte im Naturschutzgebiet „Unteres
Würmtal“ für verschiedene Fledermausarten.
Zahlreiche Naturschutzprojekte werden mit finanzieller Unterstützung
des Regierungspräsidiums Karlsruhe von Vereinen angepackt:
Der Schwäbische Albverein bearbeitet bei Sternenfels unter
anderem Hangwiesen im Naturschutzgebiet „Füllmenbacher
Hofberg“, in Maulbronn und Mönsheim pflegt der BUND
seit vielen Jahren wertvolle Streuobstwiesen und Magerrasen.
Mehrere Gruppen von freiwilligen Helfern sind in verschiedenen
Gebieten mit Amphibiensammelaktionen aktiv. Das Spektrum der
Gruppen reicht von den Naturfreunden über mehrere Ortsgruppen
von Naturschutzverbänden bis hin zur Evangelischen Jugend.
Die Pflege verbessert die Lebensbedingungen von zahlreichen Tieren
und Pflanzen. Vögel, Schmetterlinge, Heuschrecken und Libellen
bereichern die Landschaft. Die Beispiele zeigen, dass durch die
Zusammenarbeit vieler Akteure wertvolle Flächen für
den Naturschutz im Landkreis erhalten und entwickelt werden können.
So sind als Schwerpunkte für die Pflege 2009 größere
Entbuschungsmaßnahmen in den Naturschutzgebieten „Ersinger
Springenhalde“ bei Kämpfelbach und „Beim Steiner
Mittelberg“ bei Königsbach Stein geplant.
In vielen Naturschutzgebieten erfolgt die Nachpflege für
die in den Jahren zuvor freigestellten Flächen, damit eine
spätere Nutzung, wie Schafbeweidung stattfinden kann.
Bei Fragen und Vorschlägen zur Landschaftspflege wenden
Sie sich bitte an die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt
Enzkreis/Amt für Umwelt der Stadt Pforzheim oder an das
Referat 56, Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium
Karlsruhe (Tel. 0721 926-4382).
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