13.6.09
Experimentelle Archäologie oder: Wie Augsburgs
römisches Erbe wachgeküsst werden soll
Augsburger Althistoriker präsentieren am 22. Juni 2009
ein neues Projekt im Römischen Museum der Stadt Augsburg.
(idw) Mit "Experimenteller Archäologie" will
der Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Augsburg
(Prof. Dr. Gregor Weber) römische Stadtgeschichte in Augsburg
vor Ort lebendig machen und ins Bewusstsein rufen. Wie das geschehen
soll, wird Christian Koepfer als Projektleiter am 22. Juni 2009
um 20.15 Uhr im Römischen Museum der Stadt Augsburg in einem öffentlichen
Vortrag erläutern.
Von ihrer "Experimentellen Archäologie" versprechen
sich Koepfer und Weber neue Erkenntnisse über das römische
Augsburg. 2000 Jahre alte militärische Ausrüstungsgegenstände
und Alltagsutensilien sollen rekonstruiert und erprobt werden.
Dementsprechend nicht nur theoretisch, sondern auch "in
Praxis" werden sich künftig Studentinnen und Studenten
des Lehrstuhl für Alte Geschichte in einschlägig konzipierten
Seminaren der Gründungszeit Augsburgs widmen, um ihre Erkenntnisse
dann zu publizieren und sie auch unmittelbar, z. B. an Schulen,
zu vermitteln. "Wir meinen, damit nicht nur die über
2000 Jahre alte Römerstadt Augsburg greifbarer, bewusster
und bekannter machen zu können", sagt Weber. Das Projekt
sei vielmehr auch geeignet, einen Beitrag zur Etablierung der "Experimentellen
Archäologie" als wissenschaftlicher Disziplin zu leisten.
Die Augsburger und ihr entwicklungsfähiges römisches
Selbstbewusstsein
"Obwohl der Name Augsburg deutlich auf die römische
Gründung der Stadt zur Zeit des Kaisers Augustus verweist,
scheinen die römischen Anfänge ihrer Stadtgeschichte
im Bewusstsein der Augsburger eher gering präsent zu sein",
meint Weber und ist überzeugt davon, dass sich dieses Defizit
mit "Experimenteller Archäologie" beheben lassen
werde. Denn aufgrund seiner reichen archäologischen Funde
dränge Augsburg sich wie kaum ein anderer Ort für solch
ein Projekt geradezu auf.
Einzigartiges Fenster in die Zeit um Christi Geburt
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in Augsburg ein in der
Wissenschaft bislang wenig beachteter, aber weltweit in seinem
Umfang - über 10.000 Stücke - und in seiner Zusammensetzung
einzigartiger Fund ziviler, hauptsächlich handwerklicher
und militärischer Objekte aus der zwischen 15 v. und 15
n. Chr. zu datierenden Gründungszeit der Stadt gemacht. "Dieser
Fund", so Weber, "ist ein einzigartiges Fenster in
die Zeit um Christi Geburt."
Überfällige Erschließung brachliegenden
Quellenreichtums
Um so bedauerlicher sei es, dass dieser Fund bislang nur sehr
bruchstückhaft im Römischen Museum der Stadt präsentiert
werden könne. Für detaillierte Untersuchungen der Objekte
standen bislang keine hinreichenden Ressourcen zur Verfügung. "Dieses
Defizit", verspricht Weber, "werden wir mit unserem
Projekt beheben. Von unseren Experimenten mit dem bislang mehr
oder weniger brachliegenden Augsburger Fundus archäologischer
Schätze versprechen wir uns neue Erkenntnisse über
das Handwerk, das Militär, die Lebensweise, die Wirtschaft
und die Gesellschaft des römischen Augsburgs. Durch die
unmittelbare Vermittlung unserer Forschungsarbeit und ihrer Ergebnisse
wollen wir darüber hinaus der Stadt und ihren Bürgerinnen
und Bürgern bei der Suche nach ihrer historischen Identität,
die auf zwei Jahrtausende zurückgreifen kann und faktisch
hierzulande ihresgleichen sucht, ein wenig auf die Sprünge
helfen. Und zugleich sind wir davon überzeugt, dass wir
mit diesem Projekt handfest dazu beitragen können, dass
sich die 'Experimentelle Archäologie' als anerkannte wissenschaftliche
Disziplin durchsetzt."
Öffentliche Projektpräsentation am 22. Juni
2009
Am Montag, dem 22. Juni 2009, um 20.00 Uhr wird Christian Koepfer
das von der Kurt und Felicitas Viermetz-Stiftung geförderte
Projekt "Experimentelle Archäologie" des Augsburger
Lehrstuhls für Alte Geschichte im Römischen Museum
der Stadt Augsburg (Dominikanergasse 15, 86150 Augsburg) mit
einem öffentlichen Vortrag vorstellen. Der Eintritt ist
frei.
Klaus P. Prem, Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
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