10.6.08
Vorbereitungen für die Mumien-Ausstellung
in Schleswig laufen
Land Schleswig-Holstein investiert 423.000 Euro in die Reithalle
Ab 22. Juni: Mumien - Der Traum vom ewigen Leben
(alm s-h) Auf der Schleswiger Schlossinsel laufen die Vorbereitungen
für ein ganz besonderes Ausstellungsvorhaben auf Hochtouren. Ab
22. Juni präsentiert das Archäologische Landesmuseum Schloss Gottorf
"Mumien - Der Traum vom ewigen Leben", die weltweit größte Mumienausstellung.
Zwischen Oktober 2007 und Mai 2008 hielt dieses Projekt in den
Reiss-Engelhorn Museen von Mannheim fast 200.000 Besucher in Atem.
Dabei handelt es sich um die zweite und letzte Station dieser
Mumienausstellung in Deutschland.
Doch vor dem Einzug der zahlreichen Exponate galt es zunächst
einmal, wichtige technische Voraussetzungen zu erfüllen. Schon
im April, wenige Tage vor dem Ende der Wilhelm-Busch-Ausstellung
begannen, auf dem Dach der Reithalle die ersten Vorbereitungsarbeiten
für die Errichtung einer Klimaanlage. Die Reithalle ist mit einer
Grundfläche von 670 Quadratmetern der größte Sonderausstellungs-Komplex
auf der Schlossinsel. Bislang erfolgt die Beheizung der Halle
über eine manuell geregelte Fußbodenheizung, die es nicht ermöglichte,
eine vorgegebene Raumlufttemperatur präzise einzustellen.
Das Klima in der Reithalle soll künftig auf Temperaturen von
18 bis 24 Grad C und eine relative Luftfeuchte von 40 bis 60 Prozent
eingestellt werden können. Für die Ausstellung "Mumien. Der Traum
vom ewigen Leben" soll die Temperatur in der Reithalle 21 Grad
C (+/- 3 Grad) und eine relative Luftfeuchte von 55 Prozent (+/-
5 %) betragen.$Aus Rücksicht auf die Architektur der Reithalle
wurden die baulichen Eingriffe so unauffällig wie möglich vorgenommen.
Deshalb entschied man sich, die Klimaanlage außerhalb der Halle
auf einer neu errichteten Tragbühne oberhalb des flach geneigten
Daches aufzubauen.
An den Kosten in Höhe von 519.000 Euro beteiligt sich das Land
mit 423.000 Euro aus dem Schleswig-Holstein Fonds, der Restbetrag
wird durch die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß
Gottorf getragen.$Während die Arbeiten an der Klimaanlage unter
der Regie der Gebäude Management Schleswig-Holstein (GMSH) termingerecht
dem Ende entgegen gehen, laufen in der Reithalle die Vorbereitungen
seit anfang Mai auf Hochtouren. Die vormals weißen Wänden wurden
in dem von der Mannheimer Ausstellung übernommenen tiefen "Mumien-Blau"
gestrichen, in dieser Wochen die Wände positioniert. In der nächsten
Woche beginnt die Anlieferung der über 60 Vitrinen aus Mannheim,
bevor ab 11. Juni die Exponate Schloß Gottorf erreichen werden.
In der Gottorfer Reithalle werden menschliche und tierische Mumien
aus aller Welt, beispielsweise aus Südamerika, Asien, Polynesien,
Ägypten, aus den Alpen, den Niederlanden und Deutschland zu sehen
sein. Sie sind Belege unterschiedlicher Mumifizierungsumstände
im Eis, im Moor, in der Wüste sowie in Höhlen und Grüften oder
durch menschliches Zutun.
Bei dem Ausstellungsvorhaben handelt es sich um eine Gemeinschaftsproduktion
der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und des Archäologischen Landesmuseums
Schloß Gottorf.
Das Thema Mumien und Mumifizierung ist facettenreicher als nur
"Mumien und Ägypten" und hat eine alle Kontinente betreffende
natur- und kulturgeschichtliche Dimension. "Mumien - Der Traum
vom ewigen Leben" - das sind 65 Mumien aus einem Zeitbereich von
den Dinosauriern bis heute, aus fast allen Kontinenten, Naturräumen
und Kulturkreisen der Erde. Zu sehen sein wird u.a. der Torfhund
von Papenburg (1200 vor Chr.). Aber auch die Überreste einer 22-jährigen
Frau, die im 17. Jahrhundert auf 2680 Metern Höhe im Porschabella-Gletscher
verstarb und dort 1992 entdeckt wurde. Erstmals außerhalb der
Schweiz war diese Gletscherleiche nur auf der Weltausstellung
in Japan zu sehen.
Gezeigt werden auch die Menschen aus den Mooren, wie die wohl
berühmteste Moorleiche Deutschlands, die Moorleiche von Windeby
aus Schloß Gottorf. Diese 1952 in einem Moor bei Eckernförde gefundene
Moorleiche ist ein gutes Beispiel für den zweiten Projektschwerpunkt.
Denn dem ist ein großes Forschungsvorhaben angegliedert, dem sich
Wissenschaftler aus dem In- und Ausland angeschlossen haben. Unterschiedlichste
Methoden sind im Einsatz (Genetik, Datierung, Anatomie, CT-Analyse,
Drogenanalyse usw.), um die zahllosen Rätsel der Funde zu lösen.
Die Ausstellung befasst sich aber auch mit einem weiteren spannenden
Aspekt zum Thema Mumien: der Pharmaziegeschichte, die bisher noch
nie in diesem Zusammenhang beleuchtet wurde. Es gibt keinen Nachweis
dafür, dass die frühen europäischen Kulturen Mumifizierung betrieben.
Das europäische Interesse an Mumien stand in engem Zusammenhang
mit der starken Nachfrage nach dem Heilmittel Mumia, einem Wachs,
das man auch in Mumien vermutete. Das Wundermittel aus zerstoßenen
Mumienteilen war eine der meistgebräuchlichen Arzneien des 16.
und 17. Jahrhunderts. Dies führte dazu, dass unzählige Mumien
aus Ägypten nach Europa gebracht wurden, um den Nachschub an Mumia
sicherzustellen.
Mumien - Der Traum vom ewigen Leben
Reithalle von Schloß Gottorf: 22. Juni - 14. September
Täglich geöffnet von 10 bis 19 Uhr
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