Der Rastatter Hofkapellmeister Johann Caspar Ferdinand Fischer
(1656-1746)
Die musikalische Untermalung der Feierlichkeiten
zur Eröffnung des Jubiläumsjahrs 2005 steht mit Auszügen aus Werken
des Hofkapellmeisters Johann Caspar Ferdinand Fischer ganz im
Zeichen des Türkenlouis und seiner Familie.
Die Anfänge der Rastatter
Hofmusik gehen auf das Jahr 1715 zurück. In diesem Jahr ist zum
ersten Mal die Tätigkeit eines Hofmusikers nachweisbar. Im Herbst
desselben Jahres wurde Johann Caspar Ferdinand Fischer, Hofkapellmeister
der badischen Markgrafen schon in Schlackenwerth, von Sibylla
Augusta nach Rastatt berufen. Zu Weihnachten 1715 berichtet die
Chronik des Piaristen Superiors Pater Martin von umfangreichen
kirchenmusikalischen Aktivitäten - spätestens zu diesem Zeitpunkt
wurde also die "Rastatter Hofkapelle" gegründet.
Zu den Aufgaben
des Hofkapellmeisters gehörten vor allem die Aufführungen kirchenmusikalischer
Werke in der Schlosskapelle zu den verschiedensten Heiligenfesten,
aber auch zu Geburts- und Namenstagen der markgräflichen Familie.
In
seiner über 30-jährigen Tätigkeit als Hofkapellmeister am Rastatter
Hof stand der böhmische Komponist im Dienste dreier Regenten und
prägte das gesamte Musikleben der Residenz bis zu seinem Tod 1746.
Aus den nur sehr wenig überlieferten Kompositionen, den spärlichen
Quellen und Chroniken jener Zeit, lässt sich das Leben und Wirken
des badischen Hofkapellmeisters nur in Fragmenten rekonstruieren.
Johann Caspar Ferdinand Fischer wurde vermutlich am 7. September
1656 in Schönfeld in Böhmen geboren und verbrachte seine Jugend
in Schlackenwerth. Als Schüler des Piaristen-Kollegiums wurden
ihm hier auch die Grundlagen seiner musikalischen Ausbildung vermittelt.
Die Annahme, Fischer habe, wie etwa Georg Muffat, in Paris bei
Lully studiert, begründet sich bisher allein auf sein orchestrales
Instrumentalwerk, das durch den Einfluss Lullys geprägt ist. Leider
existieren nach bisheriger Kenntnis der Quellen keine Belege für
den Aufenthalt deutscher Kompositionsschüler Lullys in Paris.
Trotzdem
steht Fischers Op.1 "Le Journal du Printemps", aus dem während
des Festakts zur Eröffnung des Jubiläumsjahrs 2005 Tänze aus den
Suiten Nr. I und Nr. VIII aufgeführt werden, ganz in der Tradition
der französischen Orchestersuiten. 1695 erschien dieses Werk in
gedruckter Form bei Laurenz Kroninger in Augsburg. Die Titelseite
enthält in der Vorrede eine Widmung an seinen Dienstherrn, den
Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden. Klanglich ist der "Journal
du Printemps" eine prächtige Orchestermusik und spiegelt den Glanz
des Höfischen Lebens wider, das ebenfalls von Frankreich beeinflusst,
sich großartig in den prunkvollen Räumen der Residenz inszenieren
konnte.
Johann Caspar Ferdinand Fischer gehörte zu den bedeutendsten
Barockmeistern im süddeutschen Raum. Von den Huldigungen in Form
von Kantaten und Singspielen, die er während seiner Zeit am Rastatter
Hof ab 1715 schrieb, sind lediglich einige Texte und Libretti
in der historischen Bibliothek des Ludwig-Wilhelm-Gymnasium zu
finden. Die dazugehörige Musik ist jedoch nicht mehr überliefert.
Umso sensationeller ist die Entdeckung von Gerlinde Vetter, die
Noten einer solchen Huldigung aus dem Jahr 1713 im Generallandesarchiv
in Karlsruhe auffand. Die "Kantate zum Namenstag des Markgrafen
Ludwig Georg für Tenor, Chor, Streicher und Basso Continuo", wurde
vermutlich am 25. August 1713 im Schloss in Baden-Baden aufgeführt
und stellt bisher das einzige erhaltene weltliche Vokalwerk Fischers
dar, das neben seiner geistlichen- und instrumentalen Musik greifbar
ist.
Während des Festakts zur Eröffnung des Jubiläumsjahrs am
8. April 2005 wird die Kantate nun in einer Art "zweiten Uraufführung"
von der Hofkapelle Rastatt unter der Leitung von Jürgen Ochs erstmals
wieder erklingen.
Weitere Informationen:
Bezirkskantor Jürgen
Ochs
Tel. 07222 / 15 08 67
E-Mail: bezirkskantorat.rastatt@t-online.de