Eines der besterhaltenen Zisterzienserklöster Süddeutschlands
erhält einen neuen Besitzer:
Bronnbach an der Tauber
Über die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten dieser 1151 gegründeten
Abtei
Herbert Bauer, Tauberbischofsheim
Aus: Ekkhart. Jahrbuch für das Badner Land. (Badische Heimat). 1985 S.
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Neu illustriert von der Redaktion
Wenige Orte des Main-Tauber-Kreises sind geschichtlich und kunsthistorisch so
interessant und sehenswert wie Bronnbach an der Tauber, das heute kaum fünfzig
Einwohner zählt und als Ortsteil zu Reicholzheim und damit zur Stadt Wertheim
gehört. Über 650 Jahre lang war seine 1151 gegründete Zisterzienserabtei
einer der religiösen und kulturellen Mittelpunkte des mittleren und unteren
Taubergebiets. Heute noch, 180 Jahre nach der Aufhebung (1803) des Klosters,
sind seine Bauten ein einmaliges Denkmal für die Ideale und die Leistungen
der „weißen Mönche", wie die Zisterzienser nach der Farbe ihrer
Kutten genannt wurden.
Die Klosteranlage
„Eines der hervorragendsten, aber auch unbekanntesten Werke
zisterziensischer Baukunst" nannte noch vor dreißig Jahren
ein damals erschienener Reiseführer Bronnbach an der Tauber.
In der Zwischenzeit hat sich einiges daran geändert: Der Fremdenverkehr
ist auf die Schönheiten des lieblichen Taubertals aufmerksam
geworden, ungezählte Touristen besuchen alljährlich diese
Landschaft, die mit Kunstwerken von Tilman Riemenschneider und
Matthias Grünewald
werben kann, und viele Tausend interessieren sich auch für
Bronnbach. Wer allerdings zum erstenmal von Wertheim oder Tauberbischofsheim
kommend den Engpaß des Taubertals erreicht, in dem Autokarten
und Reiseführer eine „bedeutende Sehenswürdigkeit" anzeigen,
ist auch heute noch fast enttäuscht: Ein winziger Weiler liegt
vor dem Fremden, hinter riesigen Kastanienbäumen sieht man
erst auf den zweiten Blick die Kirche mit ihrem bescheidenen Dachreiter,
und die paar Gebäude längs der Straße kann man
an den Fingern einer Hand abzählen. Wer sich dennoch entschließt,
im Schatten der Kastanien zu parken und sich einmal umzusehen,
kann rasch feststellen, daß Bronnbach mehr zu bieten hat,
als es dem flüchtigen Betrachter zeigt. Heute besitzt Bronnbach
zwar nicht mehr die zwei Orgeln, fünf Kapellen und zwei Bibliotheken
wie zu Anfang des 16. Jahrhunderts (vor dem Bauernkrieg und dem
Dreißigjährigen Krieg), aber die aus der 2. Hälfte
des 12. Jahrhunderts stammenden Hauptbauten sind durch alle Kriege
und Wirren des Mittelalters und der Neuzeit erhalten geblieben.
Sie verkörpern nicht nur eines der bedeutendsten Kunst- und
Baudenkmale unseres Raums, sondern erlauben auch heute noch einen
guten Einblick in Leben und Arbeit der Zisterzienser.
Wie bei fast allen nach der Regel des hl. Benedikt lebenden
Orden üblich,
ist auch in Bronnbach der Raum innerhalb der Konventsmauer aufgeteilt in
den stillen, den inneren und den Wirtschaftsbezirk. Der östliche
stille Bezirk umfaßte die Gärten, das Krankenhaus
und den Friedhof, der innere die Kirche, den Kreuzgang und die
darum errichteten Klausurgebäude der Mönche
und Konversen, und von beiden etwasabgesetzt lag im Westen, zwischen der
heutigen Straße und der Tauber, der Wirtschaftsteil. Zu
ihm gehörten die Schuppen,
Scheunen und Ställe der Landwirtschaft und alle Handwerksbetriebe und
Einrichtungen (von der Schmiede bis zur Mühle und zur Ziegelei), mit
denen die Zisterzienser unabhängig von den Menschen draußen in
der Welt leben und ihnen doch nach Kräften auch helfen konnten. Denn
trotz ihrer klösterlichen Abgeschiedenheit
pflegten die Zisterzienser die Verbindung zu den Einwohnern der umliegenden,
zum Teil zu Bronnbach gehörenden Ortschaften und zeigten sich Fremden
gegenüber
sehr gastfreundlich. Das beweisen u.a. die zwei Gasthäuser und die Tauberbrücke,
die die Abtei schon früh mit nicht geringen Kosten erbaute.
Bild: Blick aus dem Kreuzgarten auf den südlichen Kreuzgangflügel
und die Kirche Die Gebäude und Sehenswürdigkeiten der Abtei
Mittelpunkt des Klosters war und ist die aus rotem Sandstein
erbaute Abteikirche. Schlicht und einfach, ohne überflüssigen Zierat
und doch schon allein durch ihre Größe eindrucksvoll, haben
die Mönche sie in mehreren Bauabschnitten zwischen 1157 und 1222
erbaut. Sie ist eine echte Burg Gottes — 70 m lang und im Querschiff
28,5 m breit und damit größer als die meisten mittelalterlichen
Dome. Besonders die Westseite, die eigentlich nur durch die drei Portale
und eine Fensterrosette gegliedert ist, wirkt wuchtig und fast verschlossen;
allerdings muß man dabei berücksichtigen, daß die einst
hier vorgebaute Paradieshalle im Dreißigjährigen Krieg zerstört
worden ist.Die Kirche wurde als dreischiffige Pfeilerbasilika im Übergangsstil
zwischen Spätromanik und Frühgotik erbaut und ist gerade in
ihrem Ostteil ein gutes Beispiel für die bewußte Schmucklosigkeit
und Einfachheit, in der die Zisterzienser ursprünglich ihre Kirchen
bauten. Auffallend an der Bronnbacher sind die hohe Arkadenzone und die
Gewölbelösungen: Das hohe Mittelschiff hat ein Kreuzgratgewölbe
ohne Gurte, das den Eindruck einer Spitztonne mit gleichhohen Seitenkappen
erweckt, und jedes Seitenschiff Viertelkreistonnen mit Stichkappen. Diese
Bauformen sind in Deutschland einzigartig, haben aber mehrere Vorbilder
in der Provence. Andere Stilelemente, etwa die Ornamentik der Kapitelle
(besonders im Westteil der Kirche) lassen auch Einflüsse aus Bur-gund,
dem Elsaß und Lothringen erkennen — ein Zeichen für
die internationalen Verbindungen der Zisterzienserklöster.
Die erste Ausstattung der Kirche wurde im Bauernkrieg und im
Dreißigjährigen
Krieg zerstört. Die heutigen Altäre stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Am stärksten bestimmen das heutige Bild der Kirche der Hochaltar und vier
großangelegte, reich mit Gold verzierte Seitenaltäre — Arbeiten
des bekannten Würzburger Bildhauers Balthasar Esterbauer mit Gemälden
des aus Mecheln stammenden Malers Oswald Onghers. Besondere Aufmerksamkeit verdient
das reichgeschnitzte Chorgestühl, das der Klosterbruder Daniel Aschauer
nach dem Vorbild des Gestühls im Westchor des Mainzer Doms geschaffen
hat (vollendet 1778).
Südlich der Kirche liegt der romantische Kreuzgang. Er
wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen etwa 1230 und 1600
erbaut. Während seine älteren
Flügel (im Osten und Norden) sehenswerte spätromanische Bauornamentik
und originelle Mensch-und Tierdarstellungen zeigen, sind seine West- und
Südpartien
von der Gotik geprägt. Bemerkenswert ist, daß bereits die romanischen
Fensterbogen Eckfalze für eine (damals noch höchst seltene) Verglasung
aufweisen.
An der Ostseite des Kreuzgangs — in der Fortsetzung des Kirchenquerschiffes — liegt
der ehemalige Konventbau. In seinem Erdgeschoß befinden sich die alte Sakristei
(mit romanischem Tonnengewölbe und einer vorzüglichen Barockausstattung)
sowie der strenge Kapitelsaal (Bauzeit um 1200). Sein von starken Wulstrippen
getragenes Kreuzgewölbe wird von vier schweren, jeweilsaus einem Stein gehauenen
Säulen aus schwarzem Muschelkalk gestützt. Der Gebäudetrakt im
Süden des Kreuzgangs enthält u.a. die Wärmestube, den Brunnenturm
und das doppelgeschossige Refektorium. Das obere — der bekannte Josephssaal — wurde
zwischen 1724 und 1726 von einem Würzburger Baumeister namens Onimus errichtet
und von dem Mergentheimer Stukkateur Franz Joseph Roth geschmackvoll gestaltet;
das große Deckenfresko (mit Darstellungen aus dem Leben des „ägyptischen" Josephs)
ist ein Werk des Würzburger Malers Johann Adam Remele.
Das Geviert um den Kreuzgang schließt im Westen zur Kirche hin der ehemalige
Kon-versenbau. Er wurde später (um 1600) zur Wohnung des Abtes umgebaut
und besitzt in mehreren Räumen wunderbare Rokoko-Stückarbeiten von
Johann Georg Joseph Sturtzenhöfer aus Hammelburg. Während diese Gebäude
alle auf die Anfänge des Klosters zurückgehen, sind die übrigen
Gebäude und Bauwerke der ehemaligen Zisterzienserabtei Bronnbach erst in
der Barockzeit entstanden. Eine Ausnahme bilden die große gotische Fruchtscheuer,
die die beiden Wirtschaftshöfe westlich der Straße teilt, und die
Tauberbrücke. Sie wurde 1408 (angeblich für 40000 Gulden) erbaut und
hat als einzige Brücke des mittleren und unteren Taubertals den ungezählten
Hochwasserfluten durch so viele Jahrhunderte hindurch standgehalten. Die Spannweite
ihrer beiden weitgewölbten Bogen (21,70 m bzw. 22,60 m) wurde übrigens
während des Mit-telalters im Deutschen Reich nur von der Karlsbrücke
in Prag übertroffen,
Bronnbach im hohen Mittelalter
Man würde dem Leben, den Idealen und den Leistungen der Bronnbacher
Mönche sicher nicht gerecht, wenn man die Gebäude, die sie
zwischen 1157 und 1803 errichteten, lediglich als Sehenswürdigkeiten
oder Museum für die Stilentwicklung von der Romanik bis zum Rokoko
und Klassizismus betrachten würde. Deshalb sei wenigstens kurz auf
die Geschichte des Klosters und das Wirken seiner Mönche eingegangen,
die hier lebten, starben und in der Kirche und im Kreuzgang (wo noch
zahlreiche Grabplatten an sie erinnern) ihre letzte Ruhe fanden. Die
Zisterze Bronnbach verdankt ihr Entstehen der Begeisterung, die Bernhard
von Clairvaux 1146 nicht nur für den Kreuzzug, sondern auch für
seinen Orden hervorrief. Drei Adelige aus dem Raum Grünsfeld schenkten
damals Besitzungen auf der Höhe über dem heutigen Bronnbach
der Zisterzienserabtei Maulbronn, und diese gründete damit 1151
ihr erstes Tochterkloster. Dessen erster Abt — Reinhard von Frauenberg — und
der Gründungskonvent stammten allerdings aus Waldsassen. Der Sage
nach hat eine weiße Lerche den Mönchen den Ort bezeichnet,
wo ihr Kloster erbaut werden sollte.
Bild: Querhaus, Chor und Apsis der Klosterkirche Tatsächlich erhielten die Zisterzienser erst 1157 durch
eine Schenkung des Erzbischofs Arnold von Mainz die Talniederung,
und am 16. Mai dieses Jahres legten
sie auch den Grundstein für die Klosterkirche. Nach 65jähriger
Bauzeit wurde sie am 28. April 1222 — wie immer bei ihrem Orden — der
Gottesmutter Maria geweiht. Wieviele junge Männer in diesen Jahren und
auch später
in das Kloster eintraten, um durch Gebet und Arbeit, durch Gehorsam, Enthaltsamkeit
und Askese Gott zu dienen, ist nicht belegt. Die Größe der Klosterbauten
und die große Zahl von Schenkungen und Stiftungen, die die Abtei
erhielt, lassen jedoch erkennen, daß die weißen
Mönche außerordentlich beliebt und angesehen waren. Viele Adelige
und Bürger aus dem weiten Umland ließen sich in Bronnbach begraben.
Die ersten datierbaren Grabsteine stammen von 1288, 1290 und 1291 und sind
die ältesten
des mittleren und unteren Taubergebiets.
Bronnbach konnte dank des Fleißes und der Genügsamkeit seiner Mönche
binnen weniger Jahrzehnte umfangreichen Grundbesitz erwerben und besaß 1245
schon vierzehn Außenhöfe. Auch wenn sich daraus und aus dem späteren
Erwerb der Ortsherrschaften in Kupprichhausen, Ebenheid, Reicholzheim, Dörlesberg
und Nassig mancherlei Reibungspunkte mit benachbarten Adelsgeschlechtern und
der Bevölkerung selbst ergaben, wurden die weißen Mönche doch
zugleich in vieler Hinsicht zum Segen und Vorbild für die Menschen in ihrer
Umgebung. Dies gilt besonders für die Landwirtschaft, die Baukunst und das
Bildungswesen, denn die Zisterzienser pflegten einen regen Austausch von kulturellen,
wirtschaftlichen und handwerklichen Gütern und Fertigkeiten mit den anderen
Ordensniederlassungen in Deutschland und Südfrankreich, sie führten
neue Kulturen im Wein-, Obst- und Gemüseanbau ein, sie betrieben die Landwirtschaft
und die Viehzucht nach moderneren Methoden — und wurden dabei immer auch
die Lehrmeister für die Menschen ihrer Gegend.
Krisen
Das Bronnbacher Kloster blühte rasch auf. Papst Eugen III.
(1153) und Kaiser Friedrich Barbarossa (1165) bestätigten
seine Unabhängigkeit
und befreiten es weitgehend von Abgaben und weltlichen Einflüssen.
Trotzdem blieb es nicht von wirtschaftlichen Krisen und inneren Auseinandersetzungen
verschont. Dies gilt besonders für das 14. Jahrhundert, als die
damaligen religiösen und politischen Streitigkeiten, der allgemeinewirtschaftliche
Niedergang und schließlich auch die häufigen Seuchen dem
Kloster schwer zu schaffen machten. Bronnbach geriet damals in hohe
Schulden,
seine Mönche mußten zeitweise auf andere Abteien verteilt
werden, und seine Äbte resignierten weitgehend vor den ungeheuren
Problemen. Zwischen 1314 und 1360 kam es zu zwölf Abtwechseln — sechs
davon durch Verzicht nach meist kurzer Amtszeit. Im Jahr 1359 wurde
das Kloster von dem Landfriedensgericht Rothenburg sogar zu einer hohen
Geldstrafe verurteilt, weil seine Brüder einen Mann beraubt und ermordet
hätten.
Daraufhin griff das Mutterkloster Maulbronn ein. Es stellte für zehn Jahre
einen eigenen Abt an die Spitze der Bronnbacher Abtei und leitete mit energischen
Reformen eine Wendung zum Besseren — und damit zu einer zweiten Blütezeit — ein.
Bild rechts: Refektorium und Josephssaal
In diese Zeit fallen erneut Stiftungen, Grundstückskäufe und größere
Baumaßnahmen (wie 1408 der Bau der Brücke). Auch die wissenschaftliche
Arbeit wurde wieder stärker gepflegt. So entstanden in Bronnbach für
die Wertheimer Grafen das „Quodlibet", ein theologisch-philosophisches
Nachschlagewerk, und eine naturhistorische Enzyklopädie „Von der
natur und eygenschafft der dingk" (1478). Ein anschauliches Bild des klösterlichen
Lebens im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit vermittelt der
ausführliche
Brief, den der Bronnbacher Novize Philipp Trunk im Jahr 1510 an seinen Stiefbruder
Johann Butzbach in Maria Laach schrieb. Er schildert ein wirtschaftlich unabhängiges,
in sich gefestigtes Gemeinwesen, dessen vierzig Mitglieder (davon acht Konversen
und zwei Novizen) sich in Zucht und Ordnung dem Gottesdienst sowie ihrer körperlichen
und geistigen Arbeit widmen. Der heiter-gelöste Ton dieses Briefs und die Tatsache,
daß zu jener
Zeit in annähernd 1600 Klöstern Menschen nach der Regel der Zisterzienser
lebten, täuschen über die Zeichen der Zeit. Sieben Jahre später
verkündete Martin Luther seine Thesen, und 1525, während des Bauernkriegs,
wurde Bronnbach gebrandschatzt. Das Ende des Klosters schien 1552 gekommen,
als Abt Clemens Leusser mit einem Teil des Konvents zur Reformation übertrat
und der Wertheimer Graf Michael III. hier ein Seminar errichtete. Zwar wurde
Bronnbach durch das Eingreifen des Fürstbischofs von Würzburg schon
wenige Jahre später wieder katholisch, aber der Bestand des Klosters
war damit noch lange nicht gesichert: Als 1558 Johann Pleitner zum neuen
Abt bestimmt
wurde, hatte er lediglich noch zwei Mitbrüder, als er 1563 starb, lebte
lediglich noch einer: Johann Knoll, der damit sein Nachfolger wurde. Nur
mit Hilfe anderer Zisterzienserklöster gelang es ihm, einen neuen Konvent
aufzubauen. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Abtei den Aderlaß an Mitgliedern
und Einkünften
aus dieser Krise verwunden hatte. Und kaum schien eine Besserung eingetreten,
da schlug der Dreißigjährige Krieg zu. 1631 wurden die Kirche
und das Kloster von den Schweden und den mit ihnen verbündeten protestantischen
Grafen von Löwenstein-Wert-heim geplündert und ihre Einrichtung
und Ausstattung zum großen Teil zerstört. 1634 begann der mühsame,
mehrfach unterbrochene Wiederaufbau, der sich infolge der Kriegs- und Nachkriegswirren über
Jahrzehnte hinzog.
Erneute Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert
Erst unter den Äbten Franz Wundert (1670 bis 1699), Joseph Hartmann
(1699-1724), Engelbert Schaffner (1724-1752) und Am-bros Baibus (1752—1783)
kam es wieder zu einer regen Bautätigkeit. Bekannte Künstler
wie Oswald Onghers, Balthasar Esterbauer und Joh. Georg Sturtzenhöfer
sowie der Klosterbruder Daniel Aschauer statteten das Kloster mit der
ganzen Pracht des in Franken so beliebten Barockstils aus. Sie überforderten
dabei nicht selten die Finanzen des Klosters, aber bei der Größe
seiner Güter und dem Umfang seiner Einkünfte war die Abtei
dadurch nie ernstlich gefährdet.
Unter diesen Äbten und unter Heinrich V. Göbhardt,
der 1783 als 52. (und letzter Abt) die Leitung des Klosters übernahm,
erlangte Bronnbach seinen alten Rang im religiösen und geistigen
Leben unseres Raums wieder. Trotzdem wurde es mit vielen anderen
geistlichen Gebieten durch den Reichsdeputationshauptschluß vom
25. Februar 1803 säkularisiert. Seine Güter und Einkünfte
wurden dem Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg als Ausgleich
für
seine an Frankreich verlorenen Gebiete links des Rheins zugesprochen.
Bild: Wasser speiender Vogel vom Chorgestühl
Nachklang
Nach der Säkularisation zog sich Abt Heinrich Göbhardt in seine
Heimatstadt Bamberg zurück. Dort starb er 1816. Die Mitglieder seines
Konvents übernahmen entweder Pfarreien oder blieben im Kloster.
Die Aufnahme neuer Novizen war nicht erlaubt. So starb der Konvent mit
P. Malachias Gros (1829) und Bruder Christoph Klein (1832) aus. Die Anlage
des Klosters blieb auch in der Folgezeit fast unverändert erhalten.
Relativ geringfügige Eingriffe ergaben sich aus dem Bau der Taubertalstraße
(1839) und der Erweiterung der (schon seit 1670 hier bestehenden) Brauerei.
Diese hat 1974 ihren Betrieb eingestellt.
Zwischen 1851 und 1866 lebte in Bronnbach der ehemalige portugiesische
König
Miguel L, der 1834 unter dem Druck seines Bruders Dom Pedro, Kaiser von Brasilien,
auf die Krone verzichtet hatte, in Bronnbach im Exil. In der Klosterkirche sind
sein Sohn Miguel II. und zwei Enkel begraben. Von 1921 bis 1931 beherbergte Bronnbach
noch einmal weiße Mönche. Es waren Zisterzienser, die nach dem Ersten
Weltkrieg ihr Kloster in Sittich/Jugoslawien verlassen mußten. Da ihre
Neugründung im Taubertal keine ausreichende Existenzgrundlage fand, übernahmen
sie 1931 das ehemalige Kloster Seligenporten. Die Seelsorge in Bronnbach versahen
danach Kapuziner, die hier bis1958 eine Ordensniederlassung unterhielten. Über
die Grenzen der engeren Umgebung hinaus wurde Bronnbach in den letzten Jahrzehnten
bekannt durch die vielbeachteten Konzerte Wertheimer und Tauberbischofs-heimer
Musiker im Josephssaal und im Kreuzgang des Klosters. Sie halfen wesentlich mit,
die Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Abtei in ganz Deutschland bekanntzumachen.
Ein weiterer Grund, der in den letzten Jahren Fremde von weither — und
nicht nur Kunst- und Musikfreunde — nach Bronnbach zieht, ist vergleichsweise
nüchtern und prosaisch: Das ehemalige Kloster soll einer sinnvollen
Verwendung zugeführt werden und sucht deshalb einen neuen Besitzer,
d. h. es soll verkauft werden. Wie der umfangreiche Prospekt des Regierungspräsidiums
Stuttgart „Verkäufliche
Baudenkmale" (Untertitel: „Erhaltungswürdige Baudenkmale suchen
erhaltungswillige Käufer") anzeigt, handelt es sich dabei um ein Anwesen
von 20 000 qm Fläche
mit einer Gebäudenutzfläche (ohne Hofgut) von 4900 qm. Der Prospekt
vermerkt, daß die Anlage als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung
im Schwerpunktprogramm des Landes Baden-Württemberg enthalten ist.
Als künftige
Nutzungsmöglichkeiten werden die Verwendung des früheren Klosters
als Führungsakademie, Tagungsstätte mit Internat, Seminareinrichtungen,
Ferienhotel oder Ferienwohnungen erwogen. Wenn Bronnbach dennoch bisher
keinen neuen Besitzer gefunden hat, so mag es am letzten
Punkt der
Anzeige liegen: Die Renovierungskosten werden (unverbindlich) auf 2,6 Millionen
DM
geschätzt,
wovon allerdings 2,0 Millionen DM auf denkmalpflegebedingte Mehrkosten
entfallen. Hinzu kommen sicher beachtliche Umbaukosten, denn so ganz ohne
Komfort, wie die
Zisterzienser lebten, werden wohl die künftigen Besitzer und ihre
Gäste
nicht auskommen.
Wichtige Literatur:
Friese, Alfred, Die Zisterzienserabtei Bronnbach, in Mainfränkische Hefte,
H. 30 (1958)
Müller, Gregor, Chronik des Klosters Bronnbach, in Cistercienser
Chronik, 1895
Oechelhäuser, Adolph von, Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, Bd.
4, Kreis Mosbach, l. Abt. Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks
Wertheim, Freiburg i. B. 1896
Reuter, Barbara, Baugeschichte des Klosters
Bronnbach, in Mainfränkische Hefte, H. 30 (1958)
Scherg, Leonhard, Die Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter, Mainfränkische
Studien, Bd. 14 (1976)
Sprotte, Bernhard, Die Tauberbrücke am Kloster Bronnbach, in Jahrbuch
des Historischen Vereins Wertheim 1961/62
(Stand 1985)
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