Haus zum Riesen, Hauptstr. 52
Nachdem Kurfürst Johann Wilhelm den „Englischen
Hof“ in der Kettengasse den Venningen abgekauft hatte,
erhielt der Oberzeugmeister von Venningen 1706 vom Kurfürsten
einen Platz in der Vorstadt, auf dem, dem Dominikanerkloster
gegenüber, das Gasthaus zum Löwen gestanden hatte.
Hier ließ Venningen 1707 – 1708 von Johann
Adam Breunig ein stattliches Barockpalais errichten.
Der 15-achsige Bau wird durch eine breite Mittelachse
mit reichem Skulpturenschmuck betont. Im Erdgeschoss öffnet
sich eine breite Hofeinfahrt, deren Rundbogen einen Faunkopf
im Schlussstein trägt. Darüber erlaubt im 1.
Obergeschoss ein Balkon mit einer Säulchenbalustrade
einen Austritt, im 2. Obergeschoss steht in einer Nische
ein Standbild des adligen Bauherrn in barocker Prunkrüstung
von der Hand des Bildhauers Heinrich Charrasky, darunter
eine Kartusche mit der Inschrift „Eberhard Friderich
von Veningen General Leutnant und Oberst Jaegermeister
Anno MDCCVII“. Der gesamte Mittelrisalit ist durch
skulptierte Pilaster mit Jagdtrophäen und -geräten
sowie musischen und wissenschaftlichen Instrumenten gerahmt.
Rechts finden sich Fanfaren, Harnisch, Kanone und anderes
Kriegsgerät, links eine Farbenpalette, ein Buch, Musikinstrumente
sowie andere Allegorien auf musische Interessen.
Der Mittelrisalit wird von einem Zwerchhaus mit aufgesetztem
Segmentgiebel mit eingelassenem Oculus bekrönt. Zwerchhaus
und Segmentgiebel gehen evtl. auf das Vorbild des kurz
zuvor errichteten Rathauses zurück und werden auch
an anderen Bauten sowie später im Jugendstil wieder
aufgegriffen.
Die Fenster mit profilierten Ohrengewänden sind im
Sockel- und ersten Obergeschoss durch Sohlbankgesimse miteinander
verbunden, was der Fassade eine starke horizontale Gliederung
verschafft. Die Abnahme der Höhe nach oben hin entspricht
der üblichen Minderung der Stockwerkshöhe.
1797 bis 1819 wurde unter dem Zeichen „Gasthaus zum
Riesen“ die Gasthaus-Tradition wieder aufgenommen,
wobei die Figur des Bauherrn Pate stand. Die Außenwirkung
des Baus litt später unter dem Einbrechen der beiden
Schaufenstergruppen.
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