Talformen
Im Untersuchungsgebiet verläuft wie bereits im Eingang erwähnt die europäische Hauptwasserscheide zwischen danubischer und rheinischer Entwässerung. 
Die Tauber am linken Bildrand fließt dem Main zu und gehört damit dem rheinischen Entwässerungssystem an. 
Diesem Entwässerungssystem gehören auch die am Stufenrand der Frankenhöhe subsequent entwässernden Bachläufe sowie deren obsequent und resequent verlaufenenden Zuflüsse an. Hingegen gehören die konsequent entwässernden  Bäche und Flüsse der Frankenhöhe mit Ausnahme der Fränk. Rezat, die über Rednitz und Regnitz dem Main zufließt, dem danubischen Entwässerungssystem an. Sehr schön zu erkennen ist auch die Aufteilung dieses Bereiches der Frankenhöhe in das fast kreisrunde Geslau-Colmberber Becken, dessen Bäche alle  der Altmühl zufließen und das davon getrennte Entwässerungssystem über die Rezat durch Ansbach 

Arbeitsaufgaben:
 
1 Orientiere Dich mit Hilfe der TK 1:50000 auf dem Satellitenbild. 
2. Benenne mit Hilfe der TK 1:50000 auf dem Satellitenbild mehrere obsequent, konsequent, subsequent und resequent verlaufende Bäche.
3. Verfolge den Lauf von Altmühl und Rezat in Karte und Satellitenbild.

Infolge der unterschiedlichen Entwässerungsrichtung der Flüsse, der Geologie und der Tektonik des Einzugsgebietes aber auch des Gebietes des Vorfluters, also dem Main bzw. der Donau unterscheiden sich die Talformen auf der Frankenhöhe und dem des Taubertalgebietes mit ihren Randhöhen grundsätzlich von einander.

1. Das Geslau-Colmberger Becken

Für eine Karte und ein Luftbild wählen Sie bitte den Bayernviewer und geben den Ortsnamen Geslau ein.

http://www.geodaten.bayern.de



Alle Photos können durch Anklicken vergrößert werden!
 
 
Auf den ersten Blick erscheint die Landschaft des Geslau-Colmberger Beckens wie hier von den westlichen Rahmenhöhen bei Aidenau  mit dem Burgberg von Colmberg im Hintergrund gesehen  wenig interessant reliefiert.
Dieser Eindruck entsteht durch die relativ weit gespannten, flachen und weitgehend muldenförmigen Talungen der der Altmühl zufließenden Bäche. Trotzdem findet man an den Talflanken zahlreiche Verebnungen wie auf den Bild links (Blick von Geslau nach Süden über den Kreuthbach), von denen zunächst nicht klar ist, ob sie durch einen Gesteinswechsel bedingt sind oder Terrassen im Sinn einer Klimamorphogenese darstellen. 
Zwar beschreibt Haunschild in den Erläuterungen zur Geologischen Karte bei den Bächen der Frankenhöhe durchaus unterschiedliche quartäre Ablagerungen. So werden von Haunschild z. B. genau an diesem Gegenhang zum sogenannte hochliegende Schotter ausgewiesen, die eine fluviatile Terrassenkante nahelegen. Andererseits weist die geologische Karte genau in diesem Bereich einen Schichtwechsel auf. Weitere Karten- und Geländeanalysen wären hier notwendig. 
Angesichts des ab Geslau geringen Gefälles der Bäche von weniger als 1 o/oo, der weitgespannten Talungen,der sehr schlechten Wasserdurchlässigkeit nach Sättigung der Tone des Keupers und der ackerbaulichen Nutzung wundert es nicht, dass trotz der kleinen Einzugsgebiete  vor allem im Frühjahr und Herbst die kleinen Bäche zu großflächigen, seichten Überschwemmungen  führen. 
Die Aufnahmen zeigen die Situation um Geslau, die sich nach der Schneeschmelze Ende Januar, der sonnigen und überwiegend trockenen Witterung im 
Februar bei noch vorhandener Sättigung der Böden in den westlichen Rahmenhöhen nach nur drei Tagen mäßigen Regens eingestellt hat.
So sieht die obige Landschaft normalerweise aus.
Zahlreiche Orte/Ortsteile  im Geslauer Becken wie Geslau, Binzwangen oder Bieg sind bei diesen im Frühjahr oder im Herbst häufigen Ausuferungen der Bäche bedroht. 

2. Das Rezattal bei Ansbach
 
 

Zwischen Lehrberg und Ansbach besitzt die Fränkische Rezat ein weitgespanntes Tal von etwa 1,5 km Breite. Gleichwohl besitzt die holozäne Talaue nur, aber immerhin (!) rund 400 m Breite. Das Tal besitzt wie im Querschnitt dargestellt eine deutliche Asymmetrie, die sich jedoch mit der Geologischen Karte durch quartären, periglazialen Hangschutt auf der Südseite des Tales erklären lässt. Das leicht wellige Relief auf der B 13 legt den Gedanken an eine Terrasse nahe. Allerdings handelt es sich mit wenigen Ausnahmen, wie die Geologische Karte zeigt nicht um quartäre Terrassenreste, sondern um durch die Bäche der Seitntäler zerschnittene Estherienschichten ohne erkennbaren Zusammenhang zur Talentwicklung.

Erzeugt mit TOP 50


3. Das Taubertal und seine Nebentäler
 
Für eine Karte und ein Luftbild wählen Sie bitte den Bayernviewer und geben den Ortsnamen Geslau ein. 

http://www.geodaten.bayern.de

Ortsname Detwang

Mögliche Arbeitsaufgaben zu dieser Karte und dem Luftbild 
Betrachte das links stehende Satellitenbild
 
  • Wo sind Täler? 
  • Woran erkennt man, dass es sich um Täler und keine Berge handelt?
  • Woran erkennt man überhaupt, dass es sich um Reliefunterschied handelt?
  • Wie verlaufen diese Täler, welche Form haben sie? 

 
 

Ab der Haltenmühle bei Rothenburg erscheint mit dem Anschneiden des Hauptmuschelkalkes das Tal der Tauber deutlich eingetieft gegenüber der Umgebung. Zwar 50 km Luftlinie von ihrer Mündung in den Main entfernt, so muss doch die Entwicklung dieses Talbereiches im Zusammenhang gesehen werden mit der großräumigeren Talentwicklung im wechselseitigen Spiel klimatischer aber auch tektonischer Faktoren. Daher wird auch der Maintalentwicklung ein Unterkapitel gewidmet. Im Untersuchungsgebiet verläuft die Tauber leichten, engen Talmäandern folgend auf einer schmalen Talsohle, die sich nur selten zu weiteren Talbuchten weitet, maximal 110 m (Höhe Steinbachtal) eingetieft in die umgebenden Höhenzüge.  Sieben km Luftlinie Entfernung nach Süden im Keuper ist sie bei einer ganz anderen Talform auch nur 40 m (Lohr) in die umgebenden Rahmenhöhen eingetieft.

Beobachtungen die Fragen aufwerfen, womit diese rasche Eintiefung zusammenhängt

Für die Entwicklung des Mainverlaufs sind diese Fragen weitgehend geklärt, über die Entwicklung des Taubertales liegen nur wenige Untersuchungen vor.

Sicher ist, dass in den Erläuterungen zur Geologischen Karte 1 : 500 000 (1964, S. 163) der Uffenheim-Steigerwald-Sattel nördlich von Rothenburg das Taubertal quert. Da außer den quartären Deckschichten im Untersuchungsraum keine tertiären  Sedimente aufgeschlossen sind, kann über die Bildung der Verbiegung mit CRAMER (1964, S. 176) nur gesagt werden, dass sie" jünger als Jura, älter als Pleistozän) sind.

Interessant sind sicherlich  die  durch Dozenten der Universität Würzburg  auf den westlichen und östlichen Rahmenhöhen des Taubertales untersuchten Dolinen, die aufgrund ihrer Größe alt angelegt sein müssen und jüngere Füllungen aufweisen, sowie die Untersuchungen des Höhlensystems von Bettenfeld im Bereich des Schandtaubertales durch Stuttgarter Speleologen in den 60-er Jahren.
 
 

 
 
Auf das Taubertal als Vorfluter eingestellt haben sich in der Regel nur maximal zwei bis drei km  Kerbtäler mit relativ hohem Gefälle oder auch nur ganz kurze Klingen. Wie im Fall des Vorbachtales entstehen im Verlauf des Baches durch ausbeißende härtere Gesteinsschichten des Muschelkalkes Miniaturwasserfälle. Sowohl im Mittellauf (links) als auch im Oberlauf (oben) findet man in vielen dieser Kerbtälchen mindstens eine deutlich erkennbare Terrasse.

 

Ab etwa Creglingen findet man in den Nebentälern 1. und 2. Ordnung (wie hier zwischen Münster und Creglingen [rechts] bzw. unterhalb von Lichtelbach [links]) neben der holozäner Zeit zugeordneten Niederterrasse ein weiteres höheres Niveau, in das sich dann die Bäche erneut eingeschnitten haben. Leider fehlen Aufschlüsse, um die genaue Genese der Verebnung abklären zu können. Im Taubertal selbst verfolgt man erst ab Bieberehren unterschiedliche Niveaus von Verebnungen, die man eventuell quartären Ablaberungen zuordnen könnte.
 

4. Das Maintal
 

Arbeitsaufgaben:
 


 
 
 
Diese Zusammenfassung war die Einleitung einer Zulassungsarbeit aus dem Jahr 1979 am Geogr. Institut Würzburg. 
Autor: B. Heim - Betreuung: Prof. Dr. K. Gießner 







1. Der Main und seine hydrologisch-morphologische Sonderstellung
 
 
Mit 524 Kilometern Länge von der Quelle des Weißen Mains am Ochsenkopf im Fichtelgebirge bis zu der Mündung in den Rhein bei Mainz ist der Main der größte rechte Nebenfluß des Rheins. Er besitzt ein Einzugsgebiet von 27.226 Quadratkilometern, das entspricht rund 11 % der Fläche der Bundesrepublik (alte Bundesländer), und steht hinsichtlich seiner Wasserführung neben der Mosel an zweiter Stelle der Rheinzuflüsse. Sein eigenartiger, winkliger Verlauf unterscheidet ihn von jedem anderen deutschen Fluß. Er kennzeichnet den Main als einen alt angelegten, den Kampf zwischen danubischer und rheinischer Entwässerung nachzeichnenden Fluß, dessen Verlauf in vielfältiger Weise durch die morphologisch unter- schiedlichst reagierenden Gesteine und durch tektonische Strukturen mitbestimmt wurde. Im kristallinen Fichtelgebirge entspringend, durchbricht der Main zwischen Bamberg und Haßfurt in gestrecktem Lauf den Steigerwald. Im Mittelmaintal ändert der Main im steten Wechsel zwischen Engtalabschnitten und weiten Talbuchten mehrmals seine Fließrichtung und zerschneidet das fränkische Gäuland, um - nachdem er den Spessart umflossen hat - bei Aschaffenburg in die Untermainebene einzutreten. Im Pleistozän gehörte der Main dem ständig eisfreien Gebiet zwischen den vergletscherten Alpen und dem nordischen Inlandeis an. Im Verlauf mehrerer großer Klimaveränderungen wird das in seinem Gesamtverlauf bereits fixierte Mittel- und Obermaintal durch den Erosions- und Akkumulationsrhythmus unter periglazialen und warmzeitlichen Klimabedingungen modifiziert und landschaftlich geprägt.

2. Abriß der Entwicklungsgeschichte des fränkischen Flußsystems 

Die Bildung des Maintals erfolgte, wie bereits angedeutet, im Wechsel von klimatischen und tektonischen Ereignissen; letztere zum Teil regional begrenzt, so daß eine Untersuchung in einem lokal begrenzten Raum wie dem Schweinfurter Becken zum überregionalen Vergleich einer detaillierten Ausführung der allgemeinen Flußentwicklung bedarf.

2.1 Die jungtertiäre Anlage des fränkischen Flußsystems

Übereinstimmend gehen die Autoren von einem während des ganzen Pliozäns gleichbleibend warm-gemäßigtem, (subtropischem) immerfeuchtem (RUTTE 1971) bis randtropisch wechselfeuchtem (BÜDEL 1957, 1977) Klima aus. Das ihm entsprechende  Landschaftsbild ist nach BÜDEL (1957) durch breite, gefällsarme, in der Nähe des Meeresspiegels gebildete Ebenheiten charakterisiert. In diesem nur von kleineren Schildinselbergen durchsetzten Flachrelief gab es noch keine in feste Talrinnen fixierte Flußläufe. Damit waren Bifurkationen und Laufverlagerungen sehr häufig. Für das Pliozän lassen sich an Hand der Morphologie und zahlreicher Lokalitäten die stattgefundenen Umleitungen "im Zuge der allmählichen Hebung des Landes zwischen Oberrheinebene und Hessischer Senke einerseits, und dem Alpenvorland andererseits in großen Zügen verfolgen" (BÜDEL 1957, S. 211). Im Unterpliozän war der Rhein selbst noch ein kurzer Mittelgebirgsfluß, dem nur ein kurzer "Urmain" von der Westseite des Spessarts zufloß. Das ganze übrige Maingebiet sowie das Gebiet der Tauber, Kocher und der Jagst entwässerten zu dieser Zeit noch nach Südosten zum Alpenvorland hin oder über die damals noch tiefliegende Rhön hinweg nordwärts nach Hessen. Erst im Mittelpliozän soll dann dem Aschaffenburger-Main der Tauber-Main angeschlossen worden sein. Zu dieser Zeit entwässerte das Würzburger Maingebiet mit seinen Zuflüssen noch nach Süden, `vereinigte sich bei Marktbreit mit den. Schweinfurter-Main und floß dann durch die Pforte von Iphofen-Scheinfeld südostwärts der Pegnitzfurche zu, die ihrerseits damals noch das ganze Obermaingebiet - durch eine der fünf Pforten der südlichen zur Donau entwässerte" (BÜDEL 1957, S. 211 ff). Während der Bildungszeit der Hauptgäufläche wurde nach BÜDEL (1957) dann auch der Schweinfurter-und der Würzburger-Main nach Westen zum Rhein hin umgelenkt; und erst im jüngsten-Oberpliozän wurde der Bamberger-Main dann durch die Haßfurter Pforte dem übrigen Main angegliedert. RUTTE (1971, S. 55) nimmt dagegen auf Grund der Einstufung der Arvernensisschotter an, daß Unterfranken noch im beginnenden Quartär (Villa franca) nach Südosten hin entwässerte.Speziell in der jüngsten Literatur (TILLMANNS 1977) geht man dazu über, den Anschluß des Obermaingebietes in das jüngere Altestpleistozän zu stellen.

2.2. Pleistozäne Taleintiefung und Weiterentwicklung des Maintales bis ins Holozän.

KÖRBER (1962) kartierte als älteste, einem Main zuordenbare Terrassen zwei deutlich getrennte Stufen weitgespannter Terrassenflächen aus (Obere und Untere Übergangsterrasse). Diese Übergangsterrassen tragen an einigen Stellen, so z. B. bei Kleinochsenfurt,einen mächtigen Froststrukturboden,  wie ihn BÜDEL (1977 a, S. 220) von der Gäufläche beschreibt und (ohne nähere Angaben zu machen) als alt einstuft. Das Alter dieser Übergangsterrassen wird zwischen die Ausbildung der Unteren Stufe der Hauptgäufläche und den nächstjüngeren Hauptterrassen eingeordnet; die Bildung erfolgte wahrscheinlich noch unter pliozänen Klimabedingungen, so daß der beschrieben Froststrukturboden jünger als die Übergangsterrassen ist.

2.2.1.Die ältest- und altpleistozäne Talgenese: Hauptterrassen, Taleintiefung, A- und E-Terrasse 

Sowohl die Bildungszeit wie die Bildungsbedingungen der drei von KÖR BER kartierten Hauptterrassen sind umstritten. Sie nehmen ähnlich den überga terrassen eine breite "Talsohle" ein. Während KöRBER (1962, S. 50 ff) die Schüttung dieser Terrassen unter kaltzeitlichen Bedingungen einordnet, rechnet BÜDEL (1978, S. 54 ff) die Hauptterrassen zu den sog. Breitterrassen, die er in die Übergangszeit des einordnet. Zahlreiche Terrassen sind "durch Schotter- oder besser Geschiebedecken ausgezeichnet, die sich stets deutlich von den späteren auf den Terrassen des Vollpleistozäns abheben" sollen. Die eigentliche Entwicklung des Maintales setzt im Mittelmaintal mit einer mächtigen, bei Marktheidenfeld mehr als 60 Meter tiefen Einschneidung des Mittelmaintales ein. Diese starke Taleintiefung wurde lange Zeit von BÜDEL durch einschneidende klimatische Veränderungen, nämlich dem plötzlich einsetzenden Umschwung von tropischem, zu periglazialem Klima erklärt. Seitdem jedoch die Zahl der pleistozänen Kaltzeiten revidiert werden mußte (vgl. FRENZEL 1967) und spätestens seit den Untersuchungen aus dem Untermaingebiet (vgl. SEMMEL 1974), nimmt man mit RUTTE (1971, S. 66) an, daß "rheinaraben- zugehörige Bewegungen das Rhein-Main-Gebiet ruckweise abgesenkt hätten, während die Blöcke Taunus und Spessart bewegungslos verharrten". 

Für diese Erklärung spricht das Fehlen einer entsprechenden Taleintiefung im Unter maingebiet und der von KÖRBER (1962), NIEMZ (1964) und SCHWENZER (1967) (zit. nach RUTTE 1971) errechnete Senkungsbetrag des Aschaffenburger Becken von maximal 200 Metern (RUTTE 1971, S. 66). Zur Zeit dieser alt- bis ältest pleistozänen Taleintiefung wurden nach KöRBER (1962, S. 26) auch die zahlreichen Talbuchten des Mittelmains angelegt. Der Zeit der Taleintiefung folgte eine Zeit intensiver Verwitterung unter recht warmen Klimabedingungen wie die bei VALETON (1956) beschriebenen fossilen Rotverwitterungen an der Sohle des Maintals belegen. An diese Zeit schließt sich eine Zeit mächtiger Aufschüttung mit flußabwärts zunehmender Mächtigkeit an, die im unteren Mittelmaintal 50 bis 60 Meter beträgt. Diese läßt sich unterhalb des Steigerwalddurchbruchs bis in das Untermaingebiet nachweisen. Das Fehlen der mächtigen Talaufschüttung oberhalb Steigerwalddurchbruchs ist bislang noch nicht hinreichend geklärt. Während die Aufschüttung bei Randersacker (vgl. RUTTE 1957) noch einen sehr einheitlichen Charakter besitzt, und nach Fossilgehalt wie auch nach Größe der Aufschüttungslinsen (KÖRBER 1962, S. 139) in kurzer Zeit gebildet worden sei dürfte, gliedert sich weiter flußabwärts diese Aufschüttung in drei Phasen: in der Ziegeleigrube Marktheidenfeld vgl. RUTTE 1957, BRUNNACKER 1964 b; hi Abb 2, Foto 2) in einen sandigen oberen und unteren Teil mit groben Kieslagen und einem mittleren Teil mit Vorherrschen feinkörniger, zum Großteil toniger Absätze mit Torfeinschaltungen, aber auch mit sehr reinen weißen Sandvorkom men (KöRBER 1962, S. 139). Auch aus dem Volkacher Kanaldurchstich wurden sol che Pflanzentone beschrieben (WURM 1956).

Am differenziertesten sind die dieser Aufschüttung zeitlich entsprechende Sedimente der Krifteler Sande (Kelsterbacher Terrasse) südwestlich von Frankfurt und die Mosbacher Sande bei Wiesbaden, die seit Beginn dieses Jahrhunderts wegen ihrer reichen Faunenfunde das Interesse zahlreicher Wissenschaftler auf sich lenkten (u. a. in jüngerer Zeit BRONING 1968 a, b, 1970, 1972, 1974, ADAM 1961, BRUNNACKER 1969, 1973, RUTTE 1958, WAGNER 1950; zit. nach BRONING 1970, 1974). 

Insbesondere RUTTE (1958, 1971) und BRONING vertreten in der Bewertung der Mosbacher Sande recht gegensätzliche Meinungen. Während RUTTE, nicht zuletzt mit Rücksicht auf seine Funde in den Sandgruben von Randersacker und am Schalksberg in Würzburg, an eine einphasige Schüttung unter einheitlichem trockenerem und milderem als gegenwärtigem Klima glaubt, meint BRONING (u. a. 1974) mehrere warm- und kaltzeitliche Schüttungsphasen nach weisen zu können. Die von ihm als kaltzeitliche Indikatoren angeführten Eis keilnetze, Kryoturbationen, Tonfrostgerölle, Driftblöcke und Dellen werden von RUTTE (1971, S. 60) als nicht eindeutig anerkannt. Auch spricht die auftretende Fauna nicht unbedingt für kaltzeitliche Sedimentationsbedingungen Als eigentliche Ursache dieser gewaltigen Talverschüttung werden heute nicht klimatische Ursachen, sondern eine Hebung der mittelrheinischen Erosionsbasis angesehen, die dieser unmittelbar vorausging,(vgl. KÖRBER 1962, S. 146). KANDLER (1973) konnte an Hand von terrassenmorphologischen Untersuchungen eine dem heutigen Gefälle gegenläufige Hebung der älteren Rheinterrassen im Rau zwischen Wiesbaden und Bingen nachweisen. Dieser Aufschüttungsphase folgte eine Phase der Wiedereintiefung, während der diese Talaufschüttung zu der A-Terrasse im Sinne KÖRBERS zerschnitten wurde.

In der östlichen Untermainebene fehlt diese,bis auf größere Seitentäler, fast ganz (KÖRBER 1962, S. 139). Begründet wird dies damit, daß der Main zu jener Zeit weiter südlich durch die Neu-Isenburger Pforte floß (SEMMEL 1974, S. 17) denn STREIT (1971) weist westlich von Aschaffenburg großflächig Sedimente der altpleistozänen Verschüttung aus. Die Phase der erneuten Taleintiefung wird von KÖRBER auf Grund der bedeutenden Seitenerosion in eine kalte Klimaphase gestellt. Diese nach der weiteren Zerschneidung zur E-Terrasse morphologisch ohne zugehörige Aufschüttung in Erscheinung tretende Terrasse läßt sich nach KÖRBER (1962) erst ab Karlstadt bis zum Aschaffenburger Becken verfolgen. Dor vertritt eine, wenn auch nur geringmächtige, Aufschüttung die E-Terrasse (STREIT 1971), so daß man meint, eine erneute Absenkung des Aschaffenburger Beckens'ha be zu dieser Einschneidung im Mittelmaintal beigetragen. Oberhalb Karlstadt läßt sich die E-Terrasse zwar morphologisch nicht ein wandfrei nachweisen, doch ist bei Winterhausen eine in die altpleistozäne Talaufschüttung eingetiefte Rinne durchaus ein Anzeichen für die zur E-Terrassenzeit erfolgte Ausräumung oberhalb von Karlstadt. Einwandfrei hingegen ist die E-Terrasse in der Kiesgrube zwischen Ochsenfurt und Goßmannsdorf aufgeschlossen, die dort nach einer Verwitterungsphase offensichtlich durch seitliche Schuttzufuhr, eventuell mehrphasig, verschüttet wurde, so daß diese morphologisch hier nicht erscheint. Mit der Ausbildung der E-Terrasse war höchstwahrscheinlich die altpleistozäne Talentwicklung des Mains beendet (KÖRBER 1962, S. 140) .
 

2.2.2. Die mittel- und jungpleistozäne Weiterentwicklung: Mittel- und Niederterrassen

Zumeist in die altpleistozäne Talaufschüttung eingetieft, lassen sich nach KöRBER (1962) bis zu sechs morphologisch in Erscheinung tretenden Terrassenniveaus ausgliedern, die postaltpleistozän gebildet wurden. Die erste nach-E-Terrassenzeitliche Eintiefung des Mains erreicht in den Engtalabschnitten bis zur Ausbildung der Oberen Mittelterrassensohle fast wiede die Sohle der altpleistozänen Talrinne. Diese wird erst durch eine klimabedingte Aufschüttung der Oberen Mittelterrasse unterbrochen.  Recht fraglich erscheint die Erklärung KÖRBERS für das Fehlen der nächsttieferen, seiner Meinung nach unter weniger kaltzeitlichen Klimabedingungen gebildeten, mittleren Mittelterrasse im Mittelmaintal. 
 

Die nur im westlichen Obermaintal zwischen Regnitz-Mündung und Ebensfeld sowie ab dem Aschaffenburger Becken nachweisbare Mittlere Mittelterrasse soll nämlich auf Grund des extrem kaltzeitlichen Charakters der folgenden Kaltzeit und des Verhaltens der Erosionsbasis zugunsten der Untere Mittelterrasse im Mittelmaintal ausfallen. Der extrem kaltzeitliche Charakter der jüngsten Mittelterrasse, der Unteren Mittelterrasse, geht zum einen morphologisch aus der Breite ihrer Schotterfluren, andererseits aus der Zusammensetzung der abgelagerten Sedimente - die Führung von Grobschuttmaterial, insbesondere ferntransportiertes Eisdriftmaterials - sowie aus der von KESSLER (1959, zit nach KöRBER 1962, S. 142) beschriebenen Glazialfauna.
 

Im Gegensatz zu den altpleistozänen Aufschüttungen fehlen mittelpleistozäne, sicher interglaziale, Ablagerungen nach KÖRBER (19 S. 143) im Maintal fast ganz. Mit Ausnahme des oberen Roten Maintals und kurzer Strecken des Weißen Mains im Fichtelgebirge ist das Flußsystem des Mains bereits vorAufschüttung der nächsttieferen Oberen Niederterrasse bis zum heutigen Niveau eingetieft. Die Obere Niederterrasse ist die letzte größere kaltzeitliche Aufschüttung, die in allen Aufschlüssen, abgesehen von geringmächtigen Deckschichten, als einheitlicher Akkumulationskörper erscheint. Ihr kaltzeitlicher Charakter geht in erster Linie aus ihrer Fauna hervor, deren Hauptfundstellen im Bereich von Bergrheinfeld bei Schweinfurt, Marktsteft bei Kitzingen und Burgstadt bei Miltenberg sind. In die Felssohle der Oberen Niederterrasse eingeschnitten ist die Untere Niederterrasse, deren Oberfläche rund fünf Meter über dem heutigen Mainniveau liegt. KÖRBER (1962) unterscheidet sogar eine jüngere von einer älteren Stufe dieser jüngsten Terrasse, deren Trennung jedoch gerade in den von KÖRBER herangezogenen Gebieten schwerfällt.
 
 

2.2.3. Das holozäne Geschehen in der Talaue

Der Akkumulationskörper der Unteren Niederterrasse besteht "in der Hauptsache aus zwei sowohl altersmäßig als auch genetisch verschiedenen Auf schüttungen" (Körber 1962, S. 144). Der älteste Aufschüttungskomplex wurde noch in der Jüngeren Tundrenzeit geschüttet. Während des postglazialen Klimaoptimums im Boreal wurde ein Teil dieser Akkumulation ausgeräumt und anschließend erneut um drei bis sechs Meter aufgeschüttet. Den Abschluß der Sande der Unteren Niederterrasse bildet im Maindreieck und im Obermaingebiet eine ger mächtige, im westlichen Mainviereck eine mächtige poströmerzeitliche Auelehmdecke. SCHIRMER (1976) weist im Holozän mittels paläobotanischer und bodenkundlich sedimentologischer Methoden im Mittelmaintal zwischen Bamberg und Volkach fünf zeitlich einander abwechselnde Akkumulations- und Erosionsphasen nach (siehe Abb. 3). Doch sollten diese Ergebnisse SCHIRMERS wohl weniger statisch im Sinne einer Stratigraphie, als im Sinne FUGMANNS (1976, S. 118) dynamisch gesehen werden; denn im Holozän verlagerte der allenfalls 30 Mleter breite Main auf der zum Teil mehrere Kilometer breiten Talsohle im Zuge von periodischen Überschwemmungen seinen Lauf recht häufig und lagerte dabei da Material der Unteren Niederterrasse mehrfach um. 
 

 


 
 
Auf der Übergangsterrasse KÖRBERS, die bei Sommerhausen als Felsterrasse erscheint, ist ein mächtiger Froststrukturboden entwickelt. Über den söhligen Kalksteinbänken im Bereich des Quaderkalkes erkennt man deutlich eine rund 2 m tiefe  Zerrüttungszone, in der der Kalkstein stark gebleicht und durch Spalten und Risse fast vollständig zerstört ist. Über dem Froststrukturboden liegt eine geringmächtige Schicht rötlicher, stark verlehmter Sande, die wie am linken Bildrand, in die evtl. 
als fossilen Eiskeil deutbaren Strukturen hineingreifen. An anderen Stellen wird der stark verwitterte Sand noch von einem  Sandlöß überlagert. (Okt. 1978, Hm)
Teilansicht des Quartärprofils in Marktheidenfeld. Über den stark  vergleyten Tonen, die stellenweise von Torflagen wechselnder  Mächtigkeit durchzogen werden, folgen im rechten Bildbereich Nebenflußsedimente. In der linken Bildhälfte dagegen ist ein  Schwemmlöß angeschnitten. Im Hangenden folgt Löss, der durch 
 drei fossile und einen rezenten Boden untergliederbar ist. (Mai 1977, Hm)
Einige Kilometer mainaufwärts findet sich zwischen Goßmannsdorf und Ochsenfurt in einem Aufschluss dann der  eindeutige Beweis dafür, dass die E-Terrasse auch noch weit oberhalb von Karlstadt ausgeprägt ist. Mehrere Meter in die  Sedimente der Talaufschüttung eingeschnitten, erkennt man eine  reine Erosionsterrasse, die sich auf einer Länge von rund 100 m verfolgen lässt. Gleichzeitig erkennt man den Grund, warum die E-Terrasse hier nicht morphologisch ausgeprägt ist: Nach einer Verwitterungsphase erfolgte eine Verschüttung des Reliefs durch Zufuhr lehmartiger Sedimente vom Hang. Auf Grund der sich wandelnden Substratfärbung kann diese auch mehrphasig stattgefunden haben. Über diesen Lehmen liegen im Bild nicht  mehr aufgeschlossen) drei bis vier fossile Böden. (Sept. 1978,  Hm)
Kiesgrube Oberndorf: Deutlich zu erkennen ist eine in die Obere Niederterrasse eingetiefte und wieder verfüllte Erosionsrinne. Auffallend ist neben dem Wechsel von flächiger 
 Aufschüttung und linienhafter Erosion der Wechseldes petrographischen Korngrößenspekturms. Die oberen Kiese  zeigen neben einer starken Verwitterung häufig 
 Kryoturbationstaschen, die ein kaltzeitliches Klima noch nach der  Ausräumung der Delle beweisen. Die Deckschichten wurden hier zwecks des besseren Abbaus abgetragen. (Jan. 78, Hm)
Einen guten Einblick in den Aufbau der sonst im  Grundwasserbereich des Mains liegenden Unteren Niederterrasse gewährt dieser Aufschluss zwischen Obereisenheim und Wipfeld. Die im Bild fast ausschließlich aus  Sanden bestehende Aufschüttung wurde im Zug von jungen Mainlaufverlagerungen häufig ausgeräumt. Auelehmartige Sedimente zeichnen diese ehemaligen Flußläufe nach. Selbst  die am ältesten erscheinenden und stark kiesführenden  Schichten enthalten Muschelschalen. Zwei bis drei Meter unter  der Abbausohle finden sich Baumstämme (siehe) Vordergrund der postglazialen Wärmezeit, die anzeigen, dass der Main während des frühen Postglazials unter dem heutigen Niveau lag.  (August 1978, Hm)

 


Die Urpharer Mainschleife
 

Für eine Karte und ein Luftbild wählen Sie bitte den Bayernviewer

http://www.geodaten.bayern.de
Ortsname: Urphar

Arbeitsaufgaben:
 

Impressum · Datenschutz