Jahrgangsstufe 11
 Standortfaktoren - Standortwahl


Im Jahre 1909 veröffentlichte WEBER eine Theorie nach der zum damaligen Zeitpunkt Industriebetriebe ihre Standortfindung betrieben.
Er unterscheidet zwei verschiedene Kostenarten: Für ihn sind dabei die Transportkosten entscheidend, da die Agglomerationskosten wie Löhne, Grundstückspreise etc. zum damaligen Zeitpunkt gegenüber den Transportkosten gering und auf Nationalebene betrachtet vergleichsweise homogen waren.

Da die Transportkosten abhängig sind von der Art bzw. des Verarbeitungsgrades und somit speziell vom Gewicht des Produktes abhängen, unterscheidet er folgende Rohstoffarten:

Da die Agglomerationskosten nach WEBER zu vernachlässigen sind, wird der Industriestandort (H) zwischen dem Rohstoffvorkommen (R) und dem Absatzmarkt (A) zu wählen sein, indem der sog. Transportkostenminimalpunkt zu ermitteln ist.

Bei punktuell angesehenem Rohstoffvorkommen und Absatzmarkt sollen zunächst einige Beispiele betrachtet werden:
 
Ist der Rohstoff ein Reinmaterial, so liegt der Standort irgendwo zwischen R und A, da die Transportkosten vor und nach Verarbeitung gleich hoch sind. 
Kommt zu dem Reinmaterial noch eine Ubiquität als Reinmaterial hinzu, so liegt die Produktionsstätte in der Nähe des Absatzmarktes.

Beispiel: Verarbeitung von Sand, Zement und Wasser zu Beton.

Ist der Rohstoff ein Gewichtsverlustmaterial, so steht die Produktionsstätte am Rohstoffvorkommen.

Beispiel: Erze, die in Hüttenwerken geschmolzen werden.

Geht in ein Endprodukt ein Gewichtsverlustmaterial und eine Ubiquität gewichtsmäßig ein, so ist bei teilbarem Produktionsprozess ein Teilproduktionsstandort am Rohstoffvorkommen des Gewichtsverlustmaterials. Das Teilprodukt wird an/in die Nähe des Absatzmarktes transportiert und in einem zweiten Produktionsprozess fertiggestellt.

Beispiel: Orangensaftkonzentrat, das in den Erzeugerländern aus Saft durch Wasserentzug gewonnen wird, dann in die Bundesrepublik importiert wird und hier mit der Ubiquität Wasser wieder zu Orangensaft verdünnt wird. 

In der Regel gehen aber in ein Produkt mehrere Rohstoffe ein, deren Lagerstätten weit voneinander entfernt sind. Ebensowenig handelt hat ein Produkt auch räumlich voneinander entfernt liegende Abnehmer. 

Seien die Entfernungen zu/von einem "zentralen" zu wählenden Produktionsstandort mit s1,...,sn in Kilometer, die transportierte Masse mit m1,..., mn in Tonnen und die Transportkosten je Tonne und Kilometer mit k1,..., kn und die Gewichtsreduktion beim Eingang in das Endprodukt mit p1,..., pn bezeichnet, so ergeben sich die insgesamt anfallenden Transportkosten zu

Bei globalen Rohstoffvorkommen bzw. Absatzmärkten müssen die Entfernungen sphärisch berechnet werden.

Bei kleinräumigeren Gebieten kann man mittels kartesischer Koordinaten und Pythagoras die Entfernungen berechnen:

Dies ist eine Funktion in Abhängigkeit von den Variablen

  • x und y
  • auf einer abgeschlossenen Menge
Das absolute Transportkostenminimum liegt in einem Randpunkt oder einem relativen Minimum der Funktion T.

Die Findung relativer Minima geht zwar etwas über den Stoff der 11. Klasse hinaus, soll hier aber angedeutet werden: 

Man leitet 

  • T partiell nach x ab und setzt diese gleich 0 sowie 
  • T partiell nach y ab und setzt diese gleich 0
  • Das so entstehende Gleichungssystem in x und y löst man nach x und y auf.
Noch komplizierter wird die Bestimmung des Transportkostenminimalpunktes, wenn man mehrere Teilproduktionsstandorte wählen will. Beim Beispiel links hat man dann eine Transportkostenfunktion mit insgesamt sechs Variablen.

Heute spielen eine Reihe von Standortfaktoren eine Rolle.

Welche von einem Industriebetrieb als wesentlich betrachtet werden hängt davon ab,

u.s.w.


 
 


(C) by Bernhard Heim - Zuletzt geändert am 2.8.2000

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