Jahrgangsstufe 11
Exkursion Thüringen


3.2.2. Wirtschaftsstruktur Thüringens und der östlichen Bundesländer

Untersucht man (DAS 58) die Wirtschaftsstruktur der Bezirke der DDR des Jahres 1982 und heute nach der Wende und vergleicht diese mit den heute alten Bundesländern, so stellt man sehr deutliche Unterschiede fest.

Der Norden der DDR ist im Jahr 1982 stärker landwirtschaftlich geprägt als der Süden. Der sekundäre Wirtschaftssektor nimmt hinsichtlich der Beschäftigten im Norden einen mit vielen Planungsregionen in der damaligen Bundesrepublik vergleichbaren Anteil ein. Der Süden weist hingegen einen wesentlich höheren Anteil von Beschäftigten im sekundären Sektor auf als selbst die wichtigsten Industriegebiete in der Bundesrepublik. Es zeigen sich damit starke regionale Disparitäten zwischen dem Süden und Norden der DDR und wesentlicher Strukturunterschiede zwischen der DDR und der Bundesrepublik.

Der Anteil der Beschäftigten des sekundären Sektors Thüringens hat nach der Wende von mehr als 50 % zum Jahr 1994 weniger als 40 % abgenommen, wobei der Anteil des tertiären Sektors in vielen Kreisen Thüringens heute mehr als 50 % einnimmt, während das in den westlichen Bundesländern Einerseits war der primäre Wirtschaftssektor.

Das sind einerseits mit den alten Bundesländern vergleichbare Werte, andererseits muß man sehen, daß diese Umstrukturierung nur durch Stellenabbau von im Jahr 1991 331 000 Arbeitsplätzen auf 1994 weniger 120 000 Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe, verbunden ist mit einer wesentlich höheren Arbeitslosenquote als in den westlichen Bundesländern. Dieser Strukturwandel ist nicht schlichtweg ein Rationalisierungsvorgang in den einzelnen Betrieben; vielmehr geschah das, was SEDLACEK ( 1995, a.a. O, S. 12) schlichtweg als Deindustrialisierung bezeichnet, bedingt durch marode ehemalige DDR-Betriebe, aber auch durch Fehler beim Managment der in einer ersten Aufbruchseuphorie nach der Wende übernommenen DDR-Betriebe oder durch bewußtes Ausschalten von Konkurrenten durch Aufkauf und Zerschlagung.

"Für die Verwaltung, die Verwertung und Veräußerung der volkseigenen Betriebe war die Treuhandanstalt gegründet worden. Ihre Arbeit ri htete sich in der Anfangsphase auf eine schnelle Privatisierung. Erst als sich zeigte, daß zahlreiche ostdeutsche Unternehmen im gegebenen Zustand nicht zu verkaufen waren, rückte die Sanierung in den Vordergrund" (SEDLACEK, a. a. O. S. 14).

Parallel zu dem Abbau von Stellen in den ehemaligen volkseigenen Großbetrieben, versuchte man den Schwerpunkt der Beschäftigungspolitk anfangs in den Aufbau gewerblicher Kleinbetriebe und mittelständischer Betriebe. Bei SEDLACEK (1995, a. a. O. S. 16 ) war die "Wirtschaftspolitik der Landesregierung bis Frühjahr 1993 einseitig auf die Entwicklung und Förderung kleiner und mittlerer Unternehmenb orientiert. .... Insbesondere größere Industriebetriee wurden faktisch diskriminiert, da sie nicht in das vorherrschende ordnungspolitische Leitbild einer mittelständisch geprägten Wttbewerbswirtschaft und die Vision eines vom Tourismus geprägten Landes paßten"

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