Jahrgangsstufe 11
Exkursion Thüringen


3.2.2.3. Verkehrsplanung

Das Eisenbahnverkehrsnetz in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war infolge der Ost-West-Erstreckung des Deutschen Reiches und der Verteilung der Bevölkerung im Raum (Rhein-Main-Gebiet, Ruhrgebiet, Raum Hannover, Halle, Leipzig und Dresden, sowie Berlin) hauptsächlich in West-Ost-Richtung ausgebaut. Die Eisenbahnen erschlossen durch die Verbindung der Ballungsräume auch die dazwischen liegenden ländlichen Gebiete. Nach dem Zweiten Weltkrieg mußte das Eisenbahnverkehrsnetz durch den Verlust der Ostgebiete und des Gebietes der DDR auf Nord-Südrichtung umstrukturiert werden. Die Ballungsgebiete um Halle, Dresden, Leipzig und Chemnitz gehörten bis 1989 zum Gebiet der DDR und mußten nicht mehr durch das Eisenbahnnetz der Bundesrepublik mit den anderen Großstädten verbunden werden. Im Raumordnungsbericht der Bundesregierung 1974 liest man: " Bei insgesamt abnehmender Bevölkerung sowie bei beschränktem Potential an Arbeitsplätzen und Investitionsmitteln für Verkehrsinfrastruktur wird es künftig noch mehr als in der Vergangenheit darauf ankommen - Wohnung und Arbeitsplatz so zu verteilen, daß die vorhandenen und neuen Verkehrswege möglichst wirtschaftlich genutzt werden und übermäßig lange Fahrten vermieden werden. - die Siedlungsentwicklung auf Achsen und Zentren zu lenken, um eine ausreichend große Bündelung der Verkehrsströme zu erreichen.

Der sozialen Marktwirtschaft der Bundesrepublik, die im wesentlichen darauf abzielt den Gewinn der einzelnen Unternehmen zu maximieren und der der Staat nur einen begrenzten Einfluß auf die Wirtschaft hat, sand die sozialistische Planwirtschaft gegenüber, deren Ziel eine Minimierung der gesamtwirtschaftlichen Kosten im Rahmen der politischen Doktrin war.. So war in der DDR die Eisenbahn bei weitem das wichtigste Transportmittel. Im Jahre 1964 entfielen allein 81,6 % des Gütertransportes auf die Bahn. Die starke Stellung der Bahn in der DDR wie in allen damaligen Ostblockländern erklärt sich auch daraus, daß die Anlagen und das Material der Eisenbahn es erlauben, eine Zeitlang ohne Neuinvestitionen auszukommen. 1963 waren nur 5,8 % des gesamten Streckennetzes der DDR elektrifiziert, das Durchschnittsalter der Güterwagen wurde auf mehr als 30 Jahre geschätzt und das Schienennetz entsprach weitgehendst dem Vorkriegsnetz, nur daß nach dem II. Weltkrieg infolge von Reparationsleistungen an die Sowjetunion die zweite Spur demontiert wurde.

Die Öffnung der Grenzen im Jahre 1989 führte im Raum Thüringen und Oberfranken zu einer gewaltigen Steigerung des Verkehrsaufkommens. Darüberhinaus fand ebenfalls eine Umorientierung der Hauptverkehrsrichtungen statt, denen auch die Verkehrswege in den alten Bundesländern nicht gewachsen waren. So verläuft beispielsweise die Autobahn Nürnberg Berlin auch heute noch auf der Trasse aus den 30-er und 40-er Jahren, zwar vierspurgi aber mit sehr enger Fahrbahnbreite, z. T. ohne Standspur und in den Mittelgebirgsregionen mit z. T. sehr großen Steigungs- und Gefälllsstrecken. Da diese Autabahn bis zur Wiedervereinigung nur der Versorgung des oberfränkischen strukturschwachen Raumes diente und für den Transitverkehr nach Berlin fungierte, begann mit Neuplanungen erst nach der Wende. Gerade der Ausbau dieser wichtigen Autobahn nach Berlin ist unter verkehrsplanerischen Gesichtspunkten vorrangig, insbesondere, wenn man berücksichtigt,daß durch die Verlagerung der Bundeshauptstadt nach Berlin sich das Verkehrsaufkommen durch dortige Ansiedlungen von Unternehmen weiter stark erhöhen wird. Die A 71 von Nürnberg nach Berlin wird gerade sechsspurig bei großräumiger Beseitigung von Steigungs- und Gefällsstrecken, die z. T. auf 60 km/h beschränkt waren, im Rahmen des Verkehrsprojektes "Deutsche Einheit" ( vgl. auch, RÖSSLING, 1995 , a. a. O. S. 41) in Angriff genommen. Dabei hat man auch Natur- und Landschaftsschutzgebiete zu queren, unter anderem wird erstmals die "Grüne Lunge" Thüringens, der Thüringer Wald, von der A 71 gequert.

Insgesamt sind die nötigen Maßnahmen, die seit 1989 im Bereich der Verkehrsplanung erfolgen sollen oder zum Teil erfolgt sind, unter folgenden Bedingungen zusehen:

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