Erster Akt: 1. Die Handlung spielt an einer deutschen Residenz und beginnt eines Morgens im Hause des Stadtmusikus MILLER: Der "Kunstpfeifer" erregt sich heftig, weil der Sohn des mächtigen Präsidenten, der junge Major Ferdinand von Walter, seiner Tochter Luise den Hof macht. Der alte Miller fürchtet um die Ehrbarkeit seiner Tochter und um seinen Ruf als wachsamer und standesbewusster Hausvater. Seine Frau dagegen ist eher geschmeichelt durch diese Verbindung und die schönen 'Präsenter'. Der Hausherr aber will heute noch zum Präsidenten, um seine Tochter vor dessen Sohn zu retten. 2. Da kommt WURM, der Sekretär des Präsidenten, zur Stube herein. Er betrachtet sich als Auserwählter der schmucken Bürgerstochter, muss aber von dem alten Miller erfahren, dass er nicht nur seiner Tochter, sondern auch ihm herzlich unsympathisch sei und von seiner Seite keine Unterstützung zu erwarten habe. Des Weiteren lässt Frau Miller durchblicken, dass ihre Luise zu Höherem bestimmt sei, zur Frau Majorin nämlich. 3. LUISE (16) kommt aus der Morgenmesse. Sie kann sich bei der Andacht nicht mehr so recht konzentrieren, weil ihre Gedanken immer mit ihrem Geliebten beschäftigt sind. Der mitfühlende Vater weist sie auf die Unmöglichkeit dieser Beziehung hin, auch Luise tröstet sich damit, nur im Stillen geliebt zu haben und dadurch glücklich zu sein, da 4. taucht unerwartet FERDINAND selbst in der Stube auf, um nach seiner Geliebten zu sehen. Ihre Entschlossenheit zum Entsagen wird durch seine feurigen Liebesbezeugungen ins Wanken gebracht, ihr Sinn für die Realitäten wird vom himmelstürmenden Idealismus des jungen Mannes gleichsam überrannt. Von nun an weiß sie, dass es kein Zurück mehr gibt, zu wild sind die Hoffnungen, die er in ihr geweckt hat. 5. Im Palais des Präsidenten hat soeben Sekretär Wurm dem Präsidenten die Liebschaft seines Sohnes verraten. Der Vater ist zunächst durchaus zufrieden mit seinem Sohn, denn solche Seitensprünge erweisen ihn als rechten Mann! Im übrigen hat er sowieso beschlossen, seinen Ferdinand schnellstens mit der Mätresse des Herzogs, LADY MILFORD, zu vermählen, denn die lange abwesende Herzogin hat ihre Ankunft angemeldet und soll keinen Verdacht schöpfen. Durch die Heirat seines Sohnes mit der zweifelhaften Dame hätte der Präsident überdies den Herzog in seiner Hand. 6. Nun erscheint HOFMARSCHALL VON KALB, ein wichtigtuerischer Höfling beim Präsidenten, um diesem den neuesten Hofklatsch zu unterbreiten. Aber der Präsident hat selbst die beste Neuigkeit, dass nämlich sein Sohn die Lady Milford heirate, der Hofmarschall soll diese Nachricht schnell am Hof verbreiten, damit sein Sohn vor vollendete Tatsachen steht. 7. Der Sohn, zum Vater gerufen, macht keinen Hehl daraus, dass er von den Machenschaften seines Vaters nichts hält und schon gar nichts von der geplanten "schändlichen" Heirat. Da stellt ihn der Alte auf die Probe und bietet ihm eine der ehrbarsten Damen am Hofe als Alternative an. Die daraus folgende Ratlosigkeit des Sohnes (er kann ja auch diese Partie nicht annehmen, ohne seine Luise aufzugeben) öffnet dem Vater die Augen für die Ernsthaftigkeit von Ferdinands Liebesgeschichte. Er besteht nun erst recht auf der Heirat mit der 'Favoritin' des Herzogs. Zweiter Akt 1. Im Palais der Lady Milford befinden sich die Lady und ihre Zofe Sophie im Gespräch: Lady Milford gesteht ihr tiefes Verlangen nach echter, feuriger Liebe; sie ist ihrer Rolle als 'Favoritin' des Herzogs überdrüssig und eröffnet ihrer Zofe, dass sie selbst diese Verbindung mit dem noch unverbrauchten und heimlich geliebten Ferdinand eingefädelt habe. Nun wartet sie nervös auf seine Aufwartung. 2. Ein alter KAMMERDIENER bringt ihr schon das Hochzeitsgeschenk des Herzogs, wertvolle Brillanten. Aber durch den Alten erfährt sie auch, dass solcherart Geschenke durch den Verkauf von 7000 Landskindern nach Amerika finanziert werden, darunter auch Söhne des Kammerdieners. Die Lady ist erschüttert und erkennt jetzt erst, in welchem moralischen Sumpf sie lebt. Sie will Gutes tun und dem Alten helfen - da kommt Ferdinand. 3. Sie versteht es, dessen anfängliche kalte Verachtung ('Ehre') durch eine Schilderung ihres traurigen Schicksales (aus England vertrieben, weil katholische Familie) und ihrer herzensguten Bemühungen um die Vermenschlichung des Herzogs zu erweichen. Erschüttert gesteht er ihr seine Liebe zum Bürgermädchen, was die Lady ebenfalls erschüttert, denn sie will ihn haben: 'Ich laß' alle Minen sprengen.' 4. In der Stube der Millers: Der Alte hat erfahren, dass Wurm dem Präsidenten die Liebschaft ihrer Kinder verraten hat und will sofort zum Präsidenten, um die Sache zu klären. Da 5. stürzt Ferdinand herein, will wissen, ob sein Vater schon da war, erregt dadurch große Aufregung bei allen und informiert Luise, dass er die Milford heiraten soll, fasst aber den wilden Entschluss, zu Luise zu stehen und will zum Präsidenten, 6. da steht dieser schon im Raume. Er beleidigt Luise, indem er sie als Hure darstellt, der alte Miller ('Halten zu Gnaden') beharrt auf seiner Bürgerehre, die er in seinem Hause nicht mit Füßen treten ließe, der Präsidenten fühlt sich beleidigt und lässt die Wachen rufen. 7. Diese wollen Miller festnehmen, Ferdinand versucht vergeblich, das mit Androhung von Gewalt zu verhindern, erst als er androht, in der Residenz zu verkünden, 'wie man Präsident wird', schreckt derselbe zurück. Dritter Akt 1. Der Präsident und sein Wurm beraten die Lage. Der kluge und skrupellose Sekretär schlägt ein Komplott vor: Dem Major soll seine Luise verdächtig gemacht werden, z.B. durch ein 'Billetdoux' an eine dritte Person. Wurm bietet sich an, inen solchen Brief aus ihrer Hand zu beschaffen, unterdessen sollen die Millers verhaftet werden und der Hofmarschall soll der eingeweihte Dritte sein. Er kommt auch gerade. 2. Da er seinen Aufstieg ebenso wie der Präsident finsteren Machenschaften verdankt, ist er bereit, sich als heimlicher Liebhaber eines Bürgermädchens auszugeben. 3. Die Millers sind verhaftet worden und der Brief ist entworfen. 4. In Millers Wohnung plant der feurige Ferdinand die gemeinsame Flucht (auch der liebe Vater soll mit), doch Luise hält nichts davon und ist bereit, der unmöglichen Verbindung zu entsagen, denn "dein Herz gehört deinem Stand". Er versteht das nicht und argwöhnt sogar einen verborgenen Liebhaber. 5. Wieder allein wartet Luise auf ihre Eltern, stattdessen 6. schleicht Wurm sich herein, um der entsetzten Luise zu melden, dass der Vater im Turm und die Mutter im Spinnhaus seien und dem Vater ein Kriminalprozess auf Leben und Tod bevorstünde. Luise will sofort persönlich zum Herzog, doch Wurm deutet ihr an, unter welchen Konditionen sie allein diesem gefallen könne. Völlig verzweifelt lässt sich Luise den vorbereiteten kompromittierenden Brief an den Hofmarschall diktieren. Vierter Akt 1/2. Mit dem Brief in der Hand und völlig außer sich, steht Ferdinand im Saal des Präsidenten und will den Hofmarschall sprechen. 3. Diesen fordert er dann zum Duell und bedroht ihn, bis er alles zu sagen bereit ist, aber Ferdinand ist nicht in der Lage, besonnen zuzuhören, schlägt stattdessen den Mann nieder und 4. brütet einen finsteren, tödlichen Plan aus. 5. Es erscheint der Vater, der ihn völlig überraschend um Verzeihung für seine Härte bittet. Luise, die liebenswürdige, sei nun die seinige. Ferdinand, endgültig vernichtet und noch Schlimmeres fürchtend, stürzt davon. 6. Die Lady erwartet Luise, welche sie durch ihre Zofe hat zu sich bitten lassen. Sie ist nervös und hat sich sorgfältig in Schale geworfen. 7. Zwischen den Frauen herrscht Eiseskälte: Die Lady, herablassend, bietet Luise ihre Zofenstelle an, welches diese nicht mit ihrem Ehrgefühl vereinbaren kann. Die Lady zeigt sich bereit, mit allen Mittel um Ferdinand zu kämpfen, Luise ist bereit, in den Tod zu gehen. 8. Von der stolzen Haltung des jungen Mädchens erschüttert, beschließt die Lady, ihrerseits zu 'entsagen' und von jetzt an in die 'Arme der Tugend' zu werfen und sich dem Herzog zu verweigern. Sie schreibt einen Brief. 9. Der eintretende Hofmarschall und das anwesende Personal müssen dann mit Verwirrung zur Kenntnis nehmen, dass die Lady dem Herzog die Gefolgschaft aufkündigt ('Die Glückseligkeit Ihres Landes war die Bedingung meiner Liebe') und noch in dieser Stunde die Residenz verlassen werde. Fünfter Akt 1. In einer finsteren Ecke der Stube sitzt Luise. Der alte Miller kommt, er hat sie vergeblich gesucht und findet sie nun, entschlossen zum Selbstmord. Der Abschiedsbrief an Ferdinand mit der Aufforderung ihr nachzufolgen, ist schon geschrieben und der alte Miller liest ihn mit Grauen. Aber es gelingt ihm schließlich, seine Tochter von diesem Gedanken abzubringen, sie zerreißt denBrief und gemeinsam beschließen sie, anderswo ein neues Leben zu beginnen. 2. Da stürzt wieder einmal Ferdinand in die Stube, aufgewühlt wie immer, zieht den fatalen Brief heraus und will wissen, ob Luise ihn geschrieben hat. Nach schweren inneren Kämpfen bejaht sie dies - zur Erleichterung des Vaters und zum Schrecken Ferdinands. Er bittet sie, ihm ein letztes Mal eine Limonade zu mischen. 3. Während sie in der Küche hantiert, denken Vater und Major zurück an den Anfang ihrer Begegnung. F. scheint erst jetzt zu realisieren, dass Luise des Alten einzige Tochter ist. 4. Dieser Gedanke quält ihn denn auch anfänglich, als er allein über sein mörderisches Vorhaben nachdenkt, aber er beruhigt sich schnell mit der Feststellung, dass er ja eine 'Natter zertrete'. 5. Der Alte kommt aus der Küche zurück und erhält von Ferdinand zum Abschied einen ganzen Beutel Gold, was ihn so närrisch macht, dass er gleich die tollsten Pläne vor allem für die Zukunft seiner Tochter schmiedet. 6. Verweint kommt Luise mit der Limonade aus der Küche. Ferdinand schickt den Alten mit einer Botschaft und einem Brief zum Palais der Präsidenten und während seine Tochter ihn mit dem Licht begleitet, schüttet er Gift in die Limonade. 7. Nun sind die beiden jungen Leute allein und die Unterhaltung ist unsäglich. Ferdinand trinkt nun von der Limonade und gibt auch Luise zum Kosten. Schon die Wirkung des Giftes spürend lamentiert und deliriert Ferdinand über sein Schicksal, aber Luise fühlt sich nach wie vor an ihren Eid gebunden und erklärt sich nicht. Erst als auch ihr klar wird, dass sie vergiftet ist, spricht sie aus, dass der Brief ein Schurkenstück seines Vaters war. Schon stirbt sie und er ist noch munter. Da ... Letzter Auftritt: ... betreten der Präsident, Wurm, der Vater und Gerichtsdiener die Stube. Mit letztem Atem klagt Ferdinand seinen Vater an und macht ihn für das Sterben mitverantwortlich. Der Präsident aber gibt die Verantwortung weiter an Wurm, der - mit grässlichem Lachen - kündigt Enthüllungen über die Machenschaften des Präsidenten an und wird abgeführt. Ferdinand stirbt neben Luise, der alte Miller wirft ihm das Gold vor die Füße und der Präsident geht ab, von Gerichtsdienern gefolgt. Siehe auch Friedrich Schiller: Kabale und Liebe: "Hinweise zum Textverständnis und Anregungen zur Texterschließung" auf den ZUM-Seiten von Frau I. Dittrich |