Andreas Steinhöfel: Beschützer der Diebe (1994)

Roman, Carlsen-Verlag, 2012, 280 Seiten

Berlin, fünf Tage in den Sommerferien

Mittwoch.

Dagmar (Dags), 12, Tochter eines Professors und Besitzerin einer gefleckten Ratte (Romeo), trifft sich mit ihrer Cousine Gudrun in der Stadt. "Guddie“, 12, ist nach der Scheidung der Eltern mit ihrer Mutter aus Hessen nach Ost-Berlin gezogen und noch nicht richtig angekommen. Olaf, 13, wird beim Stehlen von einem Kaufhausdetektiv erwischt, kann aber noch entkommen und stößt auf der Flucht mit Gudrun zusammen. Jetzt sind sie zu dritt, wollen nicht in den langweiligen Zoo und Olaf schlägt stattdessen das Verfolgungssspiel vor. Die kluge und gewitzte Dagmar (Dags) wittert ein Geheimnis in der Person Olafs und wird neugierig. Olaf sieht sich zur hübscheren Gudrun hingezogen, während ihm Dagmars ,Mondgesicht‘ und ihre gespreizte Sprache nicht gefällt.
Der Mann, den Gudrun sich für eine Verfolgung ausgesucht hat, wirkt nervös und wird von einem Glatzköpfigen verfolgt. Der Mann geht in das Neue Museum, beim Verlassen taucht ein Wagen auf und er wird entführt. Er kann lediglich noch einen Zettel aus der Tasche ziehen und ihn fallen lassen. Gudrun holt ihn sich, als der Wagen abgefahren ist.
Nach einem erfolglosen Versuch, die Polizei zu überzeugen, beschließen die Drei, den Fall selbst zu übernehmen. Aber auf dem Zettel steht nur KEM 5018 und das Zeichen vVv, was mag das bedeuten? Am Abend kommt Dag im Gespräch mit ihrem Vater auf die Idee, dass es ein Hotelzimmer im KEMpinski sein könnte.

Donnerstag

Dagmar schleicht sich im Kempinski in das Zimmer mit der Nummer 5018 ein und belauscht dort einen amerikanischen Herrn und seine schöne junge Gefährtin. Der Mann hat etwas mit der Entführung zu tun, wie sich aus einem Telefongespräch entnehmen lässt.
Zeitgleich gehen Olaf und Gudrun ins Pergamonmuseum und entdecken im Museumskatalog das Bild einer Modenschau auf den Stufen des Pergamon-Altars. Auf diesem Bild ist auch der Glatzkopf, einer der Entführer zu sehen. Sie finden den Fotografen des Bildes heraus, besuchen ihn und seinen jüngeren Lebensgefährten (ein Schwulenpaar, das bei Olaf alle Vorurteile auslöst) und erfahren, dass es sich bei dem Glatzkopf um den Bodyguard eines zwielichtigen amerikanischen Modeschöpfers handelt. Diese Herr Griffith ist auch wieder in der Stadt und plane wohl einen neuen Coup.
In Dags Zimmer tragen sie diese Informationen zusammen und beraten die nächsten Schritte. Dagmar engagiert ihre 70jährige Tante Inge als Fahrerin für die anstehende Verfolgung am nächsten Tag.
Gleichzeitig erfährt Gudrun, dass ihre Mutter wegen einer akuten Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Freitag

Die Verfolgungsjagd mit Tante Inges altem Volvo führt in ein Viertel in der Nähe des Gendarmenmarktes, dabei beobachten sie, wie sich der zwielichtige Griffith mit dem nicht weniger zwielichtigen Kultursenator R. trifft, um ein offensichtlich lange vorbereitetes Geschäft abzuwickeln. Als der Bodyguard Gudrun entdeckt und wiedererkennt, kommt es zu einer dramatischen Verfolgung im Dom am Gendarmenmarkt, die aber noch gut für Gudrun ausgeht.
Jetzt beschließen sie, den Alukoffer des Kultursenators zu stehlen, weil der wichtige Unterlagen über den Deal enthalten könnte. Dies gelingt auch und sie finden im Terminkalender des Senators das geheimnisvolle Zeichen mit den drei offenen Dreiecken wieder. Dann kommt allerdings ein Ereignis dazwischen: Olaf trifft zufällig mit dem Kaufhausdetektiv zusammen, dieser verfolgt ihn erfolgreich und in seiner Not gibt ihm Olaf die Visitenkarte des schwulen Fotografen als seine Heimatadresse.
Gudrun kommt unterdessen mithilfe einiger Bücher von Tante Inge hinter das Geheimnis der offenen Dreiecke: Sie bezeichnen das Tor von Milet im Pergamon-Museum. Sie stellt nun die Theorie auf, dass der verliebte Griffith dieses seiner Angebeteten schenken will und dafür dem Kultursenator angeboten hat, für viele Millionen Mark aus Berlin eine neue Modemetropole zu machen. Aber wie stiehlt man das Tor von Milet?

Samstag

Dag findet ebenfalls mit Hilfe eines Buches von Tante Inge heraus, dass es unter dem Museum einen Gang geben muss, den der Architekt Hoffmann vor dem ersten Weltkrieg angelegt hat, der aber nicht weiter ausgebaut worden ist, weil der Krieg alles veränderte. Zum nächtlichen Zeitpunkt, der im Terminkalender des Kultursenators R. angegeben war, bahnen sie sich also den Weg zum Tunnel und durch diesen hindurch ins Museum und sehen, dass dort tatsächlich das Tor von Milet höchst professionell abgebaut und durch eine Kopie ersetzt wird. Griffith, sein Bodyguard, und der Senator sind auch anwesend. Dagmar wagt sich beim Fotografieren etwas zu weit vor und wird erwischt, Gudrun kann mit der Kamera durch den Geheimgang entweichen, dabei fällt Olaf, der zuvor wegen eines Schwächeanfalls zurückgeblieben ist, in ein tiefes Loch im "Kolk" und bricht sich das Bein.
Nebenbei erfährt der Leser, wer der "Beschützer der Diebe" ist, nämlich die Hermes-Statue im Museum, man erfährt aber auch das Geheimnis, das hinter Olafs Existenz liegt: Seine Eltern sind reich, aber vernachlässigen ihn und lassen ihn mit seinem Cleptomanie-Poblem allein. 

Jetzt ist endlich klar, warum der Roman "Beschützer der Diebe" heißt!
Und wie sich diese Frage und alle anderen dann am Sonntag aufklären, das wird dem Leser und der Leserin überlassen. Es ist auf jeden Fall ein spannendes Abenteuer.

Kurzkommentar: Der Autor Andreas Steinhöfel erzählt in einem längeren Nachwort (Ausgabe 2012, Carlsen-Verlag) einiges über die Inspirationen und Überlegungen zu diesem Roman. Unter anderem dass er vom Verlag die Anfrage erhalten hatte, einen Kinderkrimi zu schreiben. Der Begriff “Kinderkrimi“ trifft das vorliegende Genre sehr gut, es ist eine Abenteuer-Geschichte, die sehr bewusst auf Spannung angelegt ist, die “Cliffhanger“-Effekte sind doch sehr deutlich und zahlreich eingesetzt, die Protagonisten sind mehr oder weniger deutlich unter pädagogischen Aspekten zusammengestellt und eine gehörige Portion Weltwissen für 12-Jährige wird auch vermittelt. Und nicht zu vergessen: Es gibt eine zarte Liebesgeschichte, moderate Eltern-Kind-Konflikte und ein gewöhnungsbedürftiges Haustier. Die Erzähltechnik benutzt zuweilen harte Schnitte und splittet die Geschehnisse in Parallelhandlungen auf, der Gesamtverlauf bleibt aber durch die Kapiteleinteilung in fünf erzählte Tage doch gut überschaubar. Das Wichtigste ist dann aber doch die Spannung, die dieses Jugendbuch attraktiv für die individuelle Lektüre macht und so auch für die unterrichtliche Behandlung eine gute Motivationsbasis legt.


Sekundärliteratur: Besprechungen, Unterrichtsvorschläge, Links:


KJL-Inhaltsverzeichnis - Klaus Dautel - ZUM Internet e.V.

2012

Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.
Dautels ZUM-Materialien: Google-Fuss

Impressum - Datenschutz