Sally Perel (1925): Ich war Hitlerjunge Salomon (1990)Das Buch erzählt die wahre Geschichte des jüdischen Jungen Salomon/Sally Perel, der als Jupp/Joseph Perjel drei Jahre in der Elite-Schule des Führers in Braunschweig alles mitmachte ohne als Jude entdeckt zu werden.
Sally wurde 1925 in Peine, nahe Braunschweig geboren, seine Eltern waren 1918 aus Russland zugezogen und betrieben nun ein Schuhgeschäft.
1935 wurde er in Anwendung der NÜrnberger Rassengesetze der Schule verwiesen, die Familie musste das Geschäft verkaufenund emigrierte nach Lodz in Polen, wo sie zunächst bei der Schwester der Mutter unterkamen. Dort geht Sally in die Schule, lernt polnisch.
Er wird nun von der 12. Panzerdivision auf ihrem Feldzug nach Osten mitgenommen, als Maskottchen und als Übersetzer bei Verhören, vor allem von russischen Offizieren. Er erwirbt sich das Vertrauen der Mannschaft und wird sogar vom kinderlosen Kompanie-Chef, Hauptmann von Münchow, adoptiert; "Du wirst Joseph von Münchow heißen."(44) Der Feldzug kommt ins Stocken, Rückzüge und Ausweichmanöver müssen vorgenommen werden, auf diese Weise kommt Sally auch nach Reval. Dort besucht ihn sein Adoptivvater und schickt ihn mit allen wichtigen Ausweisen heim ins Reich. Von der Ostfront mit dem Zug direkt nach Berlin und dort in die Oper, Wagner natürlich, dann weiter nach Braunschweig und direkt in die HJ-Schule, eine Art Berufsschule und Elite-Anstalt, in welcher der Führungsnachwuchs für die verschiedenen Parteiorganisationen herangebildet wurde. (66)
Die nächsten drei Jahre verbringt Sally als Joseph Perjel in dieser Schule, von den Mitschülern geachtet vor allem wegen seiner Fronterfahrung, er ist fleißig und passt sich an und vermag es, diesen enormen Zwiespalt auszuhalten, vor allem wenn es wie z.B. im Fach Rassenlehre darum ging, warum die Juden eine minderwertige Rasse und deshalb auszumerzen seien. Die größte Angst Jupps bestand immer darin, das seine Beschneidung hätte entdeckt werden können, z.B. bei ärztlichen Untersuchungen, beim gemeinsamen Duschen, beim Umziehen in der Stube usw. In vielen Einzelheiten wird der Alltag in diesen Jahren geschildert.
Frühjahr 1945: Der Krieg geht verloren, die Hitlerjugend muss noch ins Feld, nun aber rund um Braunschweig zum letzten Gefecht mit der Panzerfaust (171). Dort wird er dann von den Amerikanern gefangen genommen, nach zwei Tagen wieder frei gelassen, von nun an reiht er sich in den Flüchtlingsstrom ein und schlägt sich nach Braunschweig durch, wo er in den Baracken der ehemaligen Zwangsarbeiter übenachtet, wähernd die Zwangsarbeiter die HJ-Schule übernommen hatten. Sally wird wieder einmal Dolmetscher, diesmal bei den Russen und sie bieten ihm schließlich an, in eine kommunistische Parteischule einzutreten und sich dort für eine aktive Rolle im Dienste der sowjetischen Besatzungsbehörde ausbilden zu lassen. Stattdessen beschließt er 1948 nach Israel zu gehen, wo er in der Armee unter Mosche Dayan am Kampf um Jerusalem teilnimmt.
Kurzkommentar: Die Geschichte ist abenteuerlich, voller interessanter und erschütternder Einzelheiten und als historisches Dokument sehr interessant. Etwas störend empfand ich den moralisierenden, dramatisierenden Schreibgestus, der alles Erlebte ständig mit Wertungen überzieht, welche der Leser in diesem Augenblick genauso gut selbst vornehmen kann. Es wird ständig vorgeschrieben, was man jetzt von diesem Ereignis und dem seelischen Konflikt des Sally Perel zu halten habe. Auch wird kreuz und quer erzählt, nach vorne gesprungen und nach hinten ausgegriffen, das ist zuweilen durchaus berechtigt, aber in dieser Form doch verwirrend. Es ist eine autobiografische Geschichte, kein Roman und keine Literatur im Sinne von Belletristik, die nach literarischen Kriterien zu beurteilen wäre. Wer den Grundton des Buches aushält, der findet darin viel. Zum Anfang - KJL-Inhaltsverzeichnis - Klaus Dautel - ZUM Internet e.V. 20
Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte. |